Britische Zeitungen titeln zu einem offensichtlich manipulierten Foto von Prinzessin Kate.

Manipuliertes Familienfoto Kates königliches Kommunikationsdesaster

Stand: 15.03.2024 10:41 Uhr

Prinzessin Kate hat ein nachträglich manipuliertes Foto von sich und den Kindern veröffentlicht - und damit ein PR-Fiasko ausgelöst. Welche Lehren muss das Königshaus aus dem Wirbel ziehen?

Von den Titelseiten der britischen Presse ist Prinzessin Kate schon wieder verschwunden, aber am Ende dieser Woche muss sich der Kensington Palast trotzdem eines eingestehen: Seine Kommunikationsstrategie war ein Desaster.

David Yelland, ehemaliger Chefredakteur des Boulevardblatts "The Sun", zeigt sich fassungslos über die Vorgänge im Palast. In seinem Podcast "When it hits the fan" meinte er: "Ich frage mich, wie das passiert ist. Wie ist es möglich, dass die Princess of Wales ein bearbeitetes Foto herausgibt an die Nachrichtenagenturen der Welt und ihr niemand in ihrem Team sagt: 'Das können Sie nicht machen.'"

Foto-Bearbeitung ist nicht neu

Dass mehrere große Nachrichtenagenturen wie AP, AFP und Reuters ein offizielles, vom Kensington Palast herausgegebenes Foto wegen des Verdachts der Manipulation zurückziehen, hat es so noch nicht gegeben. Dabei ist die Bearbeitung von Bildern nicht neu, wie die Königshaus-Redakteurin der "Sunday Times", Roya Nikkhah in der BBC erklärte: "Dass Fotos der Royals noch mal angefasst und bearbeitet werden, ist wirklich nichts Neues. Das Problem in diesem Fall könnte sein, dass die Foto-Agenturen in jüngster Zeit ihre Regeln verschärft haben - wegen der Befürchtung, dass Fotos KI-generiert sein könnten. Allerdings gibt es keine Andeutungen, dass hier KI benutzt wurde."

 

Royals sind auf Vertrauen angewiesen

Dennoch: Die Nachrichtenagenturen haben das Foto mit einer sogenannten Kill notice belegt: Das Foto wurde zurückgezogen und den Medienschaffenden nahegelegt, es nicht mehr zu verwenden. Ex-Chefredakteur Yelland glaubt, dass der Kensington Palast überhaupt nicht begreift, welchen Schaden er angerichtet hat:

Tatsache ist, dass die Königsfamilie nur überleben kann, wenn wir ihr glauben. Und die Welt verliert das Vertrauen. Dieses Foto ist nicht echt! Ohne Vertrauen ist die Königsfamilie nichts.
David Yelland, ehemaliger Chefredakteur der Zeitung "The Sun"

Yelland, der die Macht der Boulevardpresse kennt, ist sich sicher, dass der Skandal nur deshalb nicht völlig aus dem Ruder läuft, weil die Presse in diesem Fall auf der Seite des Königshauses steht. Tatsächlich hat die große Boulevardzeitung "Daily Mail" im Namen ihrer Leser um eine Verschnaufpause für die Prinzessin gebeten. "Give Kate a break" - "Gönnt Kate eine Pause", titelte sie.

Soziale Medien erfordern andere Kommunikation

Der Kensington Palast werde seine Kommunikationsstrategie dennoch kritisch überprüfen müssen, auch wenn er - vom manipulierten Foto einmal abgesehen - bei der Umsetzung keine Fehler gemacht habe, wie Simon Lewis betont, der früher Pressechef von Queen Elizabeth II. war.

"Man könnte sagen: Eigentlich hat der Kensington Palast genau das geliefert, was er angekündigt hatte", betont Lewis. Denn im Januar habe der Palast klargemacht, "wie der Zeitplan für die Genesung der Prinzessin aussieht und dass er sich nur mit relevanten Updates an die Öffentlichkeit wenden würde". "Das klingt alles etwas bürokratisch, aber das ist das, was er gesagt hat: Dass die Leute Kate bis mindestens Ostern nicht sehen würden", so Lewis.

Diese Strategie scheint in Zeiten von Social Media aber nicht mehr zu funktionieren. Die Berichterstattung in den Zeitungen kann der Palast noch halbwegs kontrollieren, denn es ist bekannt, dass das Königshaus Absprachen mit der Presse trifft. Mit den Nutzerinnen und Nutzern der sozialen Medien geht das nicht. Was passiert, wenn der Palast ein Informationsvakuum entstehen lässt - wie es im Fall von Kate in den vergangenen Wochen geschehen ist - hat der Palast nun sehr deutlich zu spüren bekommen. In dem Fall füllen die User die Leerstellen selbst mit ihren Theorien und Fantasien. 

Imke Köhler, ARD London, tagesschau, 15.03.2024 09:33 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. März 2024 um 17:36 Uhr.