Neuer belgischer Reisepass Mit Tim und Struppi um die Welt
Comic-Hefte sind belgisches Kulturgut. Figuren wie Tim und Struppi, das Marsupilami oder die Schlümpfe sind weltweit Klassiker. Jetzt sind sie sogar im neuen belgischen Reisepass verewigt.
Wer in Belgien einen neuen Reisepass beantragt, bekommt ein Comic-Heft. Zumindest könnte man das denken, wenn man den Pass durchblättert. Denn auf den 34 Seiten in dem Reisedokument sind Comic-Helden abgedruckt: unter anderem Lucky Luke, die Schlümpfe, Tim und Struppi. Ihre Silhouetten füllen die Seiten komplett aus. Stempel im Pass landen so zum Beispiel auf dem Kopf eines Schlumpfs oder auf Lucky Luke und seinem Pferd.
Für die belgische Außenministerin Sophie Wilmès wird der Pass dadurch nicht nur fälschungssicherer, er ist auch eine Hommage an die weltbekannten Geschichten aus Belgien. "Warum haben wir uns für Comics entschieden? Weil Comics Belgien repräsentieren. Sie stehen für belgisch sein."
Außerdem seien die Darstellungen sehr detailreich, das erhöhe die Sicherheit des Passes. Das spiele natürlich auch eine Rolle.
Comic-Weltmacht Belgien
Alle Abbildungen im Pass haben eines gemeinsam: Sie stammen von belgischen Zeichnern. Die Schlümpfe, Lucky Luke, das Marsupilami sowie Tim und Struppi haben es zu Weltruhm gebracht. Sie sind aber längst nicht die einzigen Comic-Schätze Belgiens.
Das Land mit zehn Millionen Einwohner hat 650 Comic-Autoren. Mehr als jedes andere Land der Welt. Pro Jahr werden etwa 40 Millionen belgische Comics gedruckt. Zwei Drittel davon gehen ins Ausland.
Comic-Experte Olivier van Houte hat in Brüssel einen Laden für Comics.
Belgisches Kulturgut
Comics sind Teil der belgischen Kultur. Die Belgier nennen sie liebevoll "die neunte Kunst". Als 1929 das erste "Tim und Struppi"-Heft erschien, begann die Erfolgsgeschichte - zunächst mit zwei Comic-Zeitschriften pro Woche. Mittlerweile seien es zu viele, um sie alle zu kennen, sagt Olivier van Houte, der in Brüssel einen Laden für Comics hat.
Die meisten wertvollen Exemplare sind ohnehin von damals, aus den 1930er- bis 1960er-Jahren. Einige von ihnen sind mittlerweile ein Vermögen wert.
Van Houte schätzt als Sachverständiger den Wert von Comic-Sammlungen und seltenen Heften. "Leute bringen mir ihre Sammlungen und ich bewerte sie. Ich verfolge den Markt schon sehr lange und kann ihnen deswegen sagen, was ihr Hefte gerade wert sind." Generell würden Hefte in einem guten Zustand mit der Zeit immer nur teurer.
Teures Altpapier
Einzelne Titelseiten alter Comics gibt es schon für weniger als 100 Euro. Die meisten wertvollen Exemplare sind manchmal ein Vermögen wert. Ein gut erhaltenes Heft aus den 1960er-Jahren kann ohne weiteres schon mehr als 2000 Euro kosten.
Noch teurer sind die Originalzeichnungen. Anfang des Jahres wurde eine der Zeichnungen von Hérge, dem Erfinder von "Tim und Struppi", für mehr als drei Millionen Euro verkauft. Es sei besser gut erhaltene Comics zu besitzen, als sein Geld zur Bank zu bringen, scherzt der Händler.
Spiegel der belgischen Mentalität
Dass die erfolgreichsten Comics ausgerechnet aus Belgien kommen, erklärt Van Houte mit der Mentalität seiner Landsleute:
Ich denke, es ist Teil der etwas surrealen belgischen Kultur. Und die Spezialität des Belgiers ist die Selbstironie. Wir sind einfach nicht sehr ernst in Belgien, ich denke, dass das ein Grund für den großen Comic-Spirit ist.
Die Lieblingsfigur des Comic-Experten ist Tintin, auf Deutsch besser bekannt als Tim von "Tim und Struppi". "Das habe ich gelesen, als ich klein war. Die Abenteuer, in denen er in alle Länder der Welt reiste, das war ein Traum."
Der letzte "Tim und Struppi"-Comic wurde 1976 veröffentlicht. Dann war erstmal Schluss mit den Abenteuern des wilden Duos aus Belgien. Bis jetzt, denn mit dem neuen Reisepass liegt es an den Belgiern selbst, wie weit es "Tim und Struppi" wieder um die Welt schaffen.