Reaktionen auf Frankreich-Wahl Aufatmen in Brüssel
Eine Rechtspopulistin im Élysée-Palast - für die EU eine Horrorvorstellung, zumal mitten im Ukraine-Krieg. Entsprechend erleichtert war man am Abend in Brüssel darüber, dass der bekennende Europäer Macron im Amt bleibt.
Wie nervös die Spitzen der EU vor der Frankreich-Wahl waren, illustriert ein doch ungewöhnlicher Artikel, verfasst von Bundeskanzler Olaf Scholz, Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez und dem portugiesischen Premier Antonio Costa in der Zeitung "Le Monde". Die drei Politiker warnen darin eindringlich vor der Rechtspopulistin Marine Le Pen und ihren europafeindlichen Positionen.
Entsprechend laut dürfte der Seufzer der Erleichterung in Brüssel und den meisten europäischen Hauptstädten gewesen sein als klar war: Emmanuel Macron bleibt der Präsident Frankreichs. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen war eine der ersten Gratulantinnen. "Ich freue mich, unsere gute Zusammenarbeit fortsetzen zu können", schrieb sie auf Twitter. Und: "Gemeinsam werden wir Frankreich und Europa voranbringen."
Sichtlich erleichtert zeigte sich auch EU-Ratspräsident Charles Michel. "Wir können fünf weitere Jahre auf Frankreich zählen", twitterte der Belgier. "In diesen stürmischen Zeiten brauchen wir ein starkes Europa und ein Frankreich, das sich voll und ganz für eine souveränere und strategischere Europäische Union einsetzt. Herzlichen Glückwunsch, lieber Emmanuel Macron."
Und auch Präsidentin des Europa-Parlaments, Roberta Metsola, brachte ihre Erleichterung über den Wahlsieg Macrons auf Twitter zum Ausdruck: Sie freue sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Frankreich im Rahmen der derzeitigen französischen EU-Ratspräsidentschaft und um die Herausforderungen in einer zunehmend unsicheren und beunruhigenden Welt anzugehen. Eine starke EU brauche ein starkes Frankreich.
Erleichterung auch in Berlin
Ähnlich äußerten sich die europäischen Staats- und Regierungschefs. Kanzler Scholz gratulierte ebenfalls via Twitter: Die Wahl Macrons sei ein "starkes Bekenntnis zu Europa". Und er fügte hinzu: "Ich freue mich, dass wir unsere gute Zusammenarbeit fortsetzen!" Scholz telefonierte noch am Abend mit dem neuen, alten französischen Präsidenten.
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte zur Wiederwahl. "Ich freue mich darüber, dass die französischen Wählerinnen und Wähler Ihren proeuropäischen Kurs mehrheitlich unterstützen", schrieb Steinmeier. "Ihre Wiederwahl ist auch für uns Deutsche eine gute Nachricht."
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth begrüßte die Wiederwahl Macrons als Stabilisierung Europas begrüßt. "Ganz Europa und insbesondere Deutschland können aufatmen", sagte Roth dem Redaktionsnetzwerk Deutschland . Damit "bleibt der EU eine Zerreißprobe und den deutsch-französischen Beziehungen eine existenzielle Krise erspart." Allerdings stehe Macron auch vor einer großen Herausforderung, denn die französische Gesellschaft sei tief gespalten.
FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner betonte ebenfalls die Bedeutung für das gemeinsame Europa: Mit dem Erfolg Macrons sei "das vereinte Europa die größte Gewinnerin dieser Wahl." Eine Deutung, der sich CDU-Chef Friedrich Merz wohl anschließen kann. "Auch Europa hat heute gewonnen Jetzt ist ein neuer Anlauf für deutsch-französische Zusammenarbeit möglich und nötig", twitterte er.
Deutlich euphorischer als die Herren klang da SPD-Chefin Saskia Esken. Ihr Tweet: "Ich tanze!"
Biden, Selenskyj und Putin gratulieren Macron
Erleichterung über die Wahl Macrons gab es auch in den USA. Präsident Joe Biden erklärte auf Twitter, er freue sich darauf, "unsere enge Zusammenarbeit fortzusetzen - insbesondere bei der Unterstützung der Ukraine, der Verteidigung der Demokratie und der Bekämpfung des Klimawandels".
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beglückwünschte Macron per Telefon. Auf Twitter erklärte er dazu, er wisse Macrons Unterstützung zu schätzen und sei überzeugt, "dass wir gemeinsam auf neue gemeinsame Siege zusteuern". Macron und Selenskyj befinden sich seit der russischen Invasion in der Ukraine in regelmäßigem Austausch.
Auch Russlands Präsident Wladimir Putin gratulierte Macron Medienberichten zufolge zur Wiederwahl. Putin habe Macron eine Glückwunsch-Botschaft übermittelt, melden russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf den Kreml.