Angeblich illegale Abfälle Polen beschwert sich über deutsche Müllexporte
Polen will bei der EU-Kommission Beschwerde gegen Deutschland einreichen, weil tonnenweise deutsche Abfälle auf polnischen Deponien lagern. Laut Umweltministerin Moskwa handelt es sich um illegale Müllausfuhren.
Mitten im polnischen Wahlkampf beschwert sich die Regierung in Warschau über angeblich illegale Müllausfuhren aus Deutschland nach Polen. Man werde bei der EU-Kommission Beschwerde gegen Deutschland einlegen, sagte die Umwelt- und Klimaministerin Anna Moskwa in Warschau nach Angaben der Agentur PAP.
In Polen lagerten etwa 35.000 Tonnen illegaler Abfälle aus Deutschland auf sieben Deponien, sagte sie demnach. Sie appellierte an die "sehr grüne deutsche Regierung", den Abfall zurückzunehmen.
Verordnung für Abfallverbringung
Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte in Berlin, man sehe die illegalen Müllexporte mit Sorge. Die Kompetenzverteilung sei klar: Die Bundesregierung und das Bundesumweltministerium setzten sich in der EU für ambitionierte Vorgaben in der Verordnung zur Abfallverbringung ein.
"Was allerdings die Durchsetzung des Rechts angeht, was die Ermittlungen, die Nachverfolgung und letztlich auch die Anweisung des Rücktransports von illegal verbrachten Abfällen angeht, sind die Länder zuständig." Diese seien bei dem Problem hinterher, sagte der Sprecher. Man wisse, dass die polnische Regierung mit den Ländern auch in Kontakt stehe. "Wir wissen auch, dass es Rücktransporte von illegal verbrachtem Müll gibt."
Müllproblem kontroverses Thema in Polen
Wegen Deponien mit gefährlichem Müll herrscht in Polen politischer Streit, seit am vergangenen Wochenende eine Halle mit 5000 Tonnen Chemieabfällen in Zielona Gora im Westen des Landes abbrannte. Wenige Monate vor der Parlamentswahl im Herbst bezichtigt die nationalkonservative Führung die Opposition, zu deren Amtszeit sei Giftmüll ungehindert eingeführt worden.
Die Regierung der liberalen Bürgerplattform PO habe "ganz Polen mit Müll vermint", sagte Moskwa. Die Regierungspartei PiS setzt im Wahlkampf auch auf antideutsche Stimmungsmache.
Die Opposition wiederum wirft der polnischen Regierungspartei PiS vor, sie vernachlässige die Aufsicht über die Deponien. Ministerin Moskwa sagte, die Beschwerde bei der EU-Kommission sei der erste Schritt zu einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof. Die Kommission in Brüssel teilte mit, man kenne die Berichte über eine kommende Beschwerde aus Polen, eine offizielle Beschwerde sei aber noch nicht eingegangen.