Attacke in Polens Parlament "Antisemitismus auf höchstem Niveau"
Für Entsetzen über Polen hinaus hat der Angriff eines rechtsradikalen Abgeordneten auf einen Chanukka-Leuchter im Warschauer Parlament gesorgt. Religiöse Vertreter, Holocaust-Überlebende und Politiker verurteilten die antisemitische Tat.
Die antisemitische Attacke eines rechtsextremen Abgeordneten im polnischen Parlament hat über Polen hinaus für Empörung gesorgt. Bei dem Vorfall am Dienstag hatte Grzegorz Braun, Mitglied der oppositionellen Föderierten-Fraktion, mit einem Feuerlöscher die Kerzen des Chanukka-Leuchters gelöscht, die im Unterhaus anlässlich des jüdischen Lichterfestes brannten.
Die Europäische Rabbinerkonferenz verurteilte die Tat als eine Kundgebung von "Hetze und Antisemitismus auf höchstem Niveau". Der Präsident der Organisation mit Sitz in München, Pinchas Goldschmidt, nannte es "sehr beunruhigend", wenn nicht einmal das polnische Parlament die Würde und Sicherheit der jüdischen Gemeinschaft schützen könne.
Kardinal Rys entschuldigt sich
Auch die katholische Kirche reagierte bestürzt auf die Attacke. Kardinal Grzegorz Rys teilte auf der Plattform X (vormals Twitter) mit, Braun habe erklärt, er schäme sich nicht für das, was er getan habe. Rys betonte, "dass ich mich schäme und mich bei der gesamten jüdischen Gemeinschaft in Polen entschuldige". Der Kardinal ist in der Polnischen Bischofskonferenz für den Dialog mit dem Judentum zuständig.
Entsetzen bei Holocaust-Überlebenden
Das Internationale Auschwitz-Komitee erklärte, Holocaust-Überlebende weltweit seien entsetzt angesichts dessen, was sich durch den Sejm-Abgeordneten Braun im polnischen Parlament an "antisemitischem Hass und faschistischer Zerstörungswut offenbart" habe.
Man sei betroffen und besorgt über den Einzug von "Faschisten als gewählte Abgeordnete ins polnische Parlament", sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner. Der Vorfall in Warschau zeige auch, "wie der Hass des Antisemitismus in Europa mittlerweile wieder Fuß gefasst hat".
Der Rabbiner Shalom Ber Stambler hatte die Kerzen des Chanukka-Ständers in einer Zeremonie kurz zuvor angezündet.
Tusk nennt Brauns Verhalten "eine Schande"
Der Vorfall ereignete sich während der Aussprache über das Regierungsprogramm des neuen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Der rechtsliberale Regierungschef nannte Brauns Tat eine "Schande".
Das Präsidium des Abgeordnetenhauses hatte sich nach dem Eklat zu einer Krisensitzung versammelt und Braun aus der laufenden Parlamentssitzung ausgeschlossen. Parlamentspräsident Szymon Holownia zudem eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft an. Alle Fraktionen mit Ausnahme der Konföderation verurteilten den Angriff scharf.