Katholische Kirche Papst lehnt Rücktritt von Kardinal Marx ab
Ende Mai hatte Kardinal Marx dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten, um ein Zeichen im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche zu setzen. Nun kam die Antwort aus Rom: Der Papst will, dass Marx weitermacht.
Papst Franziskus hat den Rücktritt von Kardinal Reinhard Marx als Erzbischof von München und Freising abgelehnt. "Ich stimme Dir zu, dass wir es mit einer Katastrophe zu tun haben: der traurigen Geschichte des sexuellen Missbrauchs und der Weise, wie die Kirche damit bis vor Kurzem umgegangen ist", schrieb der Papst in einem Brief an Marx:
Und genau das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising.
Der 67 Jahre alte Marx hatte wegen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche bereits am 21. Mai in einem Brief an Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten. Franziskus sollte demnach über "seine weitere Verwendung" entscheiden.
Persönliches Zeichen setzen
Das Ersuchen Marx' hatte in der katholischen Kirche für großes Aufsehen gesorgt. Marx ist vielen Menschen bekannt. Mit seinem Amt hatte er wohl schon länger gehadert. Mit dem Verzicht könne vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche, so Marx.
"Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten", hatte Marx dem Papst geschrieben. Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es "viel persönliches Versagen und administrative Fehler" gegeben habe, aber "eben auch institutionelles oder systemisches Versagen".
Für seinen Schritt erhielt Marx von vielen in der katholischen Kirche Anerkennung.
Wie geht es nun weiter?
Die schnelle Antwort aus Rom auf das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx sorgte im Erzbistum München und Freising für Überraschung. Marx werde sich voraussichtlich im Laufe des Tages aktuell dazu äußern, sagte sein Sprecher. Wann und wie genau, sei aber noch nicht klar.
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht in der Ablehnung des Rücktrittsgesuchs einen Aufruf zu Reformen. "Die Botschaft: Wir können vor der strukturellen Sünde und Schuld des sexuellen Missbrauchs nicht fliehen, sondern müssen ihr gemeinsam ins Auge schauen. Und: wir müssen Reformen anstoßen, das heißt Fleisch auf den Grill legen", sagte der Direktor des Institutes für Kanonisches Recht an der Universität Münster.
So bleibe Kardinal Marx Erzbischof und ein wichtiger Begleiter des Papstes, sagte Schüller weiter. Er werde nun im Amt als Sünder mit seinen Fehlern als Bischof von Trier und Erzbischof von München-Freising im Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch konfrontiert werden. "Das mag schmerzlich sein, aber der Papst erspart Marx nicht diesen Gang."