Wolodymyr Selenskyj

Lieferung von "Leopard" und "Abrams" Selenskyj dankt - und bittet um Kampfjets

Stand: 26.01.2023 07:43 Uhr

Seit gestern ist klar: Panzer aus deutscher und amerikanischer Produktion sollen in die Ukraine geliefert werden. Präsident Selenskyj bedankte sich - und bat um mehr Waffen: Raketen und Kampfjets.

Wenige Stunden nach der Zusage von Kampfpanzerlieferungen seitens Deutschlands und der USA hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die westlichen Verbündeten seines Landes auch um Langstreckenraketen und Kampfflugzeuge gebeten. "Je mehr Unterstützung unsere Helden an der Front von der Welt erhalten, desto schneller wird die russische Aggression beendet", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache.

Stephan Stuchlik, ARD Berlin, zu Waffenlieferungen an die Ukraine

tagesschau 12:00 Uhr

Selenskyj forderte Kiews westliche Verbündete dazu auf, die zugesagten Panzer schnell und in ausreichender Menge zu liefern. "Es kommt jetzt auf Schnelligkeit und Menge an", sagte er mit Blick auf das zu liefernde Gerät und die nötige Ausbildung von Soldaten. Der "Terrorstaat" Russland müsse den Krieg verlieren.

Außerdem dankte Selenskyj Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und US-Präsident Joe Biden für deren Zusage. Er habe auch mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg gesprochen.

Kurswechsel in Deutschland und den USA

Die USA und Deutschland hatten gestern nach langem Zögern die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine angekündigt. Konkret sollen aus deutschen Beständen 14 "Leopard 2" zur Verfügung gestellt werden. Da Berlin aber auch seinen Verbündeten die Ausfuhr aus ihren Arsenalen erlaubt, sollen es insgesamt rund 90 Panzer sein.

Die US-Regierung will 31 "Abrams"-Kampfpanzer liefern. Auch hier gab es die offizielle Bestätigung. Und auch hier hat die US-Regierung einen Kurswechsel vorgenommen: Washington hatte lange erklärt, die "Abrams" seien für die ukrainischen Streitkräfte nicht geeignet.

Allerdings machte Biden deutlich: Die Lieferung der "Abrams"-Panzer in die Ukraine werde "einige Zeit in Anspruch nehmen". US-Regierungskreisen zufolge könnte es sogar Monate dauern, bis ukrainische Soldaten die "Abrams" steuern und warten könnten.

Zahlreiche Länder wollen liefern

Neben Deutschland und den USA kündigten zahlreiche weitere Länder an, Kampfpanzer zu liefern. Unter anderem wollen die Niederlande die von Deutschland bisher geleasten Panzer kaufen und dann der Ukraine zur Verfügung stellen. Großbritannien hat bereits angekündigt, 14 Kampfpanzer des britischen Modells "Challenger 2" in die Ukraine zu liefern.

Die polnische Regierung will 14 "Leopard 2"-Panzer in die Ukraine liefern. Auch Finnland erklärte, sich einer Panzerlieferung anderer Länder anzuschließen. Frankreich erwägt, Panzer des Typs "Leclerc" zu liefern. Spanien ist bereit zur Lieferung von "Leopard"-Panzern an die Ukraine, wie das Verteidigungsministerium der Nachrichtenagentur EFE zufolge erklärte. Auch Norwegen will der Ukraine "Leopard"-Kampfpanzer zur Verfügung stellen.

"Keine Kriegspartei"

Deutschland ist nach den Worten von Scholz mit der Zusage für Kampfpanzerlieferungen nicht zur Kriegspartei geworden. Das sagte er am Abend in der ZDF-Sendung "Was nun, Herr Scholz?".

Es darf keinen Krieg zwischen Russland und der NATO geben.

Die Lieferungen bezeichnete Scholz als klares Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und auch als klare Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass sein "imperialistischer Krieg" keinen Erfolg haben werde. Zugleich müsse man immer darauf achten, nicht zur Kriegspartei zu werden.

"Wir handeln auch nicht alleine", Boris Pistorius, Verteidigungsminister, zur "Leopard 2"-Lieferung an die Ukraine

tagesthemen, tagesthemen, 25.01.2023 22:15 Uhr

Pistorius sieht Waffenlieferungen als "alternativlos"

Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius glaubt laut eigenen Worten nicht, dass Russland Deutschland zum Hauptgegner erklärt. "Alle Alliierten sind mit an Bord", sagte er im tagesthemen-Interview. "Wir sind nicht allein, wir sind auch nicht der Hauptgegner." Völkerrechtlich sei Deutschland auf der sicheren Seite. "Wir sind auch damit nicht zur Kriegspartei geworden." Die Waffenlieferungen bezeichnete Pistorius als "schlicht alternativlos." 

Um die durch die Waffenlieferungen entstandenen Lücken bei der Bundeswehr möglichst rasch zu schließen, kündigte Pistorius zeitnahe Gespräche mit der Rüstungsindustrie an - womöglich schon kommende Woche.

Nina Barth, Nina Barth, ARD Washington, 26.01.2023 00:31 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 25. Januar 2023 um 22:15 Uhr.