Russische Journalistin Owsjannikowa unter Hausarrest
Sie wurde bekannt, als sie im Staats-TV gegen den Ukraine-Krieg protestierte. Nun ist die russische Journalistin Owsjannikowa unter Hausarrest gestellt worden. Die Anklage wirft ihr die Verbreitung von Falschinformationen vor.
Wegen ihrer Kritik an Russlands Krieg gegen die Ukaine muss die frühere russische TV-Journalistin Marina Owsjannikowa bis zum 9. Oktober in Hausarrest. Das entschied ein Gericht in Moskau, wie russische Agenturen meldeten.
Der Arrest ist Teil eines Strafverfahrens, in dem die 44-Jährige wegen der angeblichen Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte angeklagt ist. Dabei drohen ihr der Agentur Interfax zufolge zwischen fünf und zehn Jahren Haft.
Straßenprotest: "Putin ist ein Mörder"
Die bis dahin als linientreu geltende Journalistin im Ersten Kanal des russischen Staatsfernsehens hatte Mitte März in einer Nachrichtensendung ein Anti-Kriegs-Plakat in die Kamera gehalten. Danach hielt sie sich einige Monate im Ausland auf und arbeitete für die deutsche Zeitung "Die Welt".
Mitte Juli protestierte sie in Sichtweite des Kremls erneut gegen den Krieg. Bei dem Straßenprotest hielt sie ein Banner, auf dem stand: "(Der russische Präsident Wladimir) Putin ist ein Mörder, seine Soldaten sind Faschisten. 352 Kinder sind (in der Ukraine) getötet worden. Wie viele weitere Kinder sollten sterben, damit Sie aufhören?"
Die regierungskritische russische Journalistin protestierte gegen den Ukraine-Krieg. Ihr Anwalt sagte, sie sehe "was vor sich geht, und es bringt sie dazu, ihre Meinung zu sagen."
Anwalt: "Geisel ihres eigenen Gewissens"
Owsjannikowa nutzte die Anhörung am Donnerstag für einen weiteren Protest. Sie erschien im Gerichtssaal mit einem Poster, auf dem stand: "Lasst die ermordeten Kinder zu euch in der Nacht in eure Träume kommen."
Ihr Anwalt Dmitri Sachwatow sagte nach der Anhörung: "Sehen Sie, Marina ist eine Geisel ihres eigenen Gewissens und eine Geisel ihrer Liebe zu ihren Kindern geworden." Sie könne nicht ins Ausland gehen, weil ihre Kinder hier in Russland seien, "und sie kann hier nicht schweigen, weil sie ein Gefangener ihres Gewissens ist. Als eine Mutter kann sie nicht still sein. Sie sieht, was vor sich geht und es bringt sie dazu, ihre Meinung zu sagen."
In Russland darf der Krieg gegen die Ukraine nur als militärische Spezialoperation bezeichnet werden. Die Strafen für Kritik am Moskauer Vorgehen wurden im März in einem Eilverfahren verschärft. Bisher wurden gegen Owsjannikowa nur vergleichsweise geringe Geldstrafen verhängt. Sie ist Mutter zweier Kinder.