Britische Sanktionen Panik bei russischen Oligarchen in London
Auch in Großbritannien fürchten russische Oligarchen um ihre Millionen-Immobilien und Jachten. Dabei stehen bisher nur wenige auf der Sanktionsliste. Angst haben sie dennoch.
Für russische Oligarchen mit Besitz in London war es eine anstrengende Woche. Sie versuchen, Geld und Immobilien vor den Sanktionen zu schützen.
So wie Roman Abramowitsch, der den FC Chelsea verkaufen will. Dabei hat die britische Regierung erst wenige Personen auf die Liste gesetzt und steht deswegen in der Kritik.
"Bizarre Woche"
Einer, der russische Oligarchen berät, ist der Anwalt Nigel Kushner. Die vergangene Woche sei ungewöhnlich gewesen, sagte er dem Radiosender BBC 4: "In den vergangenen 15 Jahren kamen 90 Prozent derer, die ich berate, nachdem sie auf der Liste gelandet sind. Und in dieser Woche war es bizarr, weil viele noch gar nicht sanktioniert worden sind."
Die Angst ist groß unter extrem wohlhabenden Russen mit Besitz in Großbritannien. Sie wollen von Kushner wissen, wie sie sich dagegen wehren können, dass ihr Geld und Immobilienvermögen eingefroren wird. Und wenn sie noch auf keiner Sanktionsliste stehen, wollen sie wissen, ob sie das Geld noch verschieben können, bevor es womöglich soweit ist.
Sanktionen gegen Oligarchen - zu wenig, zu spät?
Das sei rechtlich möglich, sagt Kushner - und genau das wird von einigen kritisiert: Weil die Regierung vorher angekündigt hatte, Sanktionen zu verschärfen, hätten viele Zeit gehabt, ihr Geld zu retten. Das Sanktionsregime sei damit weniger wirkungsvoll.
Dazu kommt, dass die Regierung bislang erst wenige Oligarchen auf die Sanktionsliste gesetzt hat. Am Mittwoch wurde eine Liste mit neun Personen veröffentlicht. Wie viele weitere Personen schon in früheren Runden sanktioniert wurden, ist nicht ganz klar.
Kritik von der EU
Auch die Europäische Union kritisierte die Zurückhaltung der britischen Regierung. Der stellvertretende Kommissionspräsident Frans Timmermanns:
Die britische Regierung folgt jetzt unserem Beispiel. Auch weil der öffentliche Druck wächst. Die öffentliche Meinung ist sehr deutlich. Und auch Parteien, die von russischen Oligarchen finanziell unterstützt worden sind, müssen das sehen. Sie müssen den Kurs wechseln.
Von Oligarchen finanziell unterstützte Parteien - die britische Opposition wirft der Konservativen Partei vor, Spendengelder von russischen Oligarchen erhalten zu haben. Labour fordert, dass die Tories das Geld zurückzahlen.
Abramowitsch trennt sich vom FC Chelsea
Der öffentliche Druck ist groß. Beispielsweise für Roman Abramowitsch, dem der Fußball-Club Chelsea gehört und der eine Millionen-Immobilie in London besitzt. Er steht zwar nicht auf der britischen Sanktionsliste, kündigte aber trotzdem an, sich vom Verein trennen zu wollen. In einer Pressemitteilung heißt es, er wolle den Erlös den Opfern des Krieges zukommen lassen.
Die Tageszeitung "The Sun" titelte heute auf einem Foto von Abramowitsch mit Chelsea-Schal: "Clearoffski", "Hau ab" mit Anspielung auf russische Wortendungen.
Drohbriefe ans Außenministerium
Die Panik bei anderen Oligarchen ist so groß, dass ihre Anwälte in Briefen dem Außenministerium gedroht haben.
Die britische Regierung hat den Luftraum für russische Flugzeuge geschlossen und Schiffe aus Russland oder solche, die Russen gehören, dürfen keine britischen Häfen mehr anlaufen. Betroffen sein sollen auch die Jachten und Privatjets russischer Oligarchen.