Prozess in Frankreich Haftstrafen nach Mord an Priester Hamel
Der islamistische Mordanschlag auf einen Priester erschütterte Frankreich im Sommer 2016. Nun sind drei Männer, die den Anschlag nach Auffassung des Gerichts mit vorbereitet haben, zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.
Im Prozess um einen islamistischen Mordanschlag auf einen Priester in Frankreich hat ein Pariser Schwurgericht drei Angeklagte zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Die Männer, die nach Überzeugung des Gerichts in die Vorbereitung des Anschlags verwickelt waren, erhielten Medienberichten zufolge Strafen von acht, zehn und 13 Jahren Haft. Die Richter befanden sie der Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie Mitwisserschaft für schuldig.
Damit hielt sich das Gericht im wesentlichen an die Anträge der Staatsanwaltschaft, die zwischen sieben und 14 Jahren Gefängnis gefordert hatte. Möglich waren bis zu 20 Jahre Haft. Die drei Täter, die 25, 27 und 36 Jahre alt sind, befinden sich seit etwa fünfeinhalb Jahren in Haft.
Formell angeklagt war außerdem ein vierter Mann, der als Anstifter gilt. Er wurde in Abwesenheit zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Er soll 2017 allerdings im Irak oder in Syrien getötet worden sein.
Geiselnahme in Kirche
Während der Morgenmesse hatten zwei junge Islamisten am 26. Juli 2016 in einer katholischen Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray bei Rouen zunächst sechs Menschen als Geiseln genommen und dann den 85 Jahre alten Priester Jacques Hamel erstochen. Eine Ordensfrau konnte fliehen und Alarm schlagen. Ein Gemeindemitglied wurde schwer verletzt. Die Attentäter, die sich als Mitglieder der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bezeichneten, wurden beim Verlassen der Kirche von der Polizei getötet. Beide standen bereits wegen Terrorverdachts im Visier der Behörden.
Die Tat in der Kirche fiel damals in eine Serie islamistischer Terrortaten, die sich noch weiter fortsetzte. Im November 2015 ermordeten Islamisten bei einer koordinierten Anschlagsserie in Paris 130 Menschen. Beim Nationalfeiertag am 14. Juli 2016, kurz vor der Attacke auf den Priester, starben in Nizza 86 Menschen, als ein Attentäter mit einem Lkw in eine Menschenmenge raste.
Frage nach Ermittlungspannen bleibt offen
Bei dem Prozess stand der Vorwurf im Raum, dass die Polizei den Anschlag hätte verhindern können, wenn sie einem Hinweis darauf in einem Chatkanal zügiger nachgegangen wäre. Etliche der als Zeugen geladenen Fahnder meldeten sich krank, was Anwälte der Opfer als einen Affront gegen die Justiz bezeichneten.
Am vorletzten Prozesstag hatte die Staatsanwältin von einem Versagen gesprochen und eine lange Liste fataler Fehler aufgelistet, wie die Zeitung "Le Monde" berichtete. Dazu zähle, dass einer der späteren Täter - wenn auch mit einer Fußfessel - auf freien Fuß kam, obwohl er zweimal nach Syrien ausreisen wollte. Außerdem habe die Antiterrorfahndung nicht adäquat auf eine Nachricht in einem Chatkanal dieses Täters reagiert, in der er vier Tage vor dem Anschlag Attentate insbesondere auf Kirchen ankündigte.
Allerdings verwies die Staatsanwältin auch auf die besondere Belastungssituation für die Terrorfahnder, die damals binnen weniger Wochen mit einer ganzen Reihe brutaler Anschläge zu tun hatten. Ob sich der Anschlag am Ende hätte verhindern lassen, bliebe offen, auch weil die beiden Täter bis zum Schluss gezögert hätten, ob sie sich für die Gewalttat oder eine Ausreise in das damalige IS-Gebiet entscheiden.