Britischer Auslandsgeheimdienst MI6-Chef Moore glaubt an Potenzial von KI
MI6-Chef Moore erwartet große Veränderungen in der Spionage durch Künstliche Intelligenz. Nach seinen Worten nutzen britische Agenten diese bereits, um Waffenlieferungen an Russland zu stören. Der "menschliche Faktor" bleibe aber unverzichtbar.
Der Direktor des britischen Auslandsgeheimdiensts MI6, Richard Moore, sieht in der Künstlichen Intelligenz (KI) großes Potenzial für die Arbeit seiner Agenten, aber auch eine Gefahr. Britische Spione nutzten schon jetzt KI, um Waffenlieferungen an Russland zu behindern, sagte Moore in einer Rede in der tschechischen Hauptstadt Prag.
Gleichzeitig prognostizierte er, westliche Geheimdienstler müssten zunehmend nachverfolgen, wie feindliche Staaten KI auf "schädliche, rücksichtslose und unethische Weise" einsetzten.
China bezeichnete er als wichtigsten strategischen Schwerpunkt des MI6. In der Vergangenheit hatte der MI6-Chef davor gewarnt, dass der Westen in Sachen KI von seinen Rivalen abgehängt werden könne. Seine Behörde beabsichtige, "zusammen mit unseren Verbündeten das Rennen zu gewinnen, um den ethischen und sicheren Einsatz von KI zu meistern."
Moore betont Eigenschaften von Agenten
Künstliche Intelligenz werde die Welt der Spionage zwar verändern, Spione aber nicht überflüssig machen, führte er aus. Der "menschliche Faktor" bleibe auch in einer Ära unverzichtbar, in der sich das maschinelle Lernen rapide weiterentwickele. Wenn Künstliche Intelligenz "mit dem Schleppnetz im Ozean des Open Source auf Fischfang" gehe, werde es umso wertvoller sein, die Geheimnisse zu finden, die jenseits der Reichweite ihrer Netze lägen.
Es dürfte noch bedeutsamer werden, die "einzigartigen Eigenschaften menschlicher Agenten am richtigen Ort" zu haben. Schließlich hätten sie die Fähigkeit, "Entscheidungen innerhalb einer Regierung oder terroristischen Gruppe zu beeinflussen", sagte Moore.
MI6-Chef zeigt sich kaum öffentlich
Öffentliche Einlassungen über ihre Arbeit gelten noch immer als eine Art Novum für britische Geheimdienste. Bis zum Jahr 1992 wollte die Regierung noch nicht einmal die Existenz der Military Intelligence, Section 6 bestätigen, wie der Dienst offiziell heißt. Entsprechend selten sind Auftritte von MI6-Direktoren.
Seit seiner Berufung an die Spitze des Auslandsgeheimdienstes hat Moore erst eine öffentliche Rede gehalten, nämlich im November 2021. Schon damals ging es bei ihm um den Einfluss und die Bedrohungen durch Künstliche Intelligenz. Er hielt dem Westen vor, das negative Potenzial von KI nicht ernst genug zu nehmen. Zudem hinkten westliche Länder rivalisierenden Staaten hinterher, die Geld und Ambition in diese und andere moderne Technologien steckten, rügte er damals.
In jener Rede erklärte Moore zudem bereits China zur "bei weitem größten Priorität" für den MI6. Großbritannien und seine Verbündeten müssten sich auch gegen Russlands Aktivitäten wenden, die der internationalen Rechtsordnung zuwiderliefen, mahnte er. Drei Monate später begann der russische Angriffskrieg in der Ukraine.