Truppenbesuch in Litauen Steinmeiers klares Zeichen an der Ostflanke
Bundespräsident Steinmeier hat Bundeswehr-Angehörige zum Truppenbesuch nach Litauen mitgenommen. Dort zollte er den Familien Respekt und bekräftigte die Unterstützung Deutschlands an der NATO-Ostflanke.
Als Yvonne H. aus Burg in Sachsen-Anhalt aufbricht, um ihren Mann in Litauen zu besuchen, weiß sie, dass es für sie eine besondere Reise wird. Sie wird nach vielen Wochen ihren Ehemann wiedersehen, der in Litauen bei der NATO-Truppe stationiert ist, und sie darf den Bundespräsidenten begleiten.
Frank-Walter Steinmeier hat sie und elf weitere Angehörige eingeladen. Damit will der Bundespräsident ein symbolisches Zeichen setzen. Bereits am Flughafen bedankt er sich und versichert den Familienangehörigen, dass er wisse, dass sich vieles ändere, wenn einer oder eine in der Familie fehle.
Schwierige Distanz
So wie bei Yvonne H.: Die Distanz sei durch die Technik einfacher geworden, aber dennoch gäbe es Momente, in denen sie sehr einsam sei. "Ich bin Mama von drei Kindern", sagt sie. "Der Alltag ist streckenweise schwierig."
Nicht nur für sie, erzählt Yvonne. Auch für ihren Mann, der Geburtstage oder Erfolge in der Schule verpasst, und in schwierigen Momenten nicht da sein kann. "Es sind viele Sachen, die er nicht mitbekommt, wie die ersten Schritte oder die ersten Worte."
Aber der Einsatz im Ausland gehöre eben dazu. So kennen es alle Angehörigen, die den Bundespräsidenten nach Litauen begleiten. Dort am Flughafen gelandet, gibt es viele Freudentränen bei der ersten Umarmung seit Monaten.
Steinmeier unterstreicht Bündnisverantwortung
Mit dieser Reise will der Bundespräsident nicht nur den Respekt für die Familien von Soldaten und Soldatinnen ausdrücken. Zugleich will Steinmeier Litauen angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine versichern, dass Deutschland zu seiner Verantwortung in der NATO und in Europa steht.
"Gemeinsam werden wir jeden Quadratzentimeter des NATO-Bündnisgebietes verteidigen", so der Bundespräsident bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem litauischen Präsident Gitanas Nauseda.
Litauen hofft auf mehr NATO-Präsenz
Derzeit sind etwa 800 deutsche Soldatinnen und Soldaten in Litauen, die Bundeswehr führt dort einen multinationalen Gefechtsverband der NATO. Der litauische Präsident Nauseda wünscht sich noch mehr Präsenz, um die Ostflanke des Bündnisses noch stärker zu schützen.
Die NATO plant, bis 2026 für mehr schnelle Einsatztruppen zu sorgen. Deutschland hat vergangenen Sommer erklärt, eine Brigade für Litauen bereitzuhalten. Aber wie viele der bis zu 5.000 Soldaten sollen vor Ort stationiert, wie viele nur einsatzbereit sein? Diese Schritte müssten die Verteidigungsministerien beider Länder noch klären, sagt Steinmeier. "Es gibt darüber keinen Streit zwischen der politischen Führung in Deutschland und in diesem Lande."
Besuch im Feldlager Pabrade
Gemeinsam reisen der litauische und der deutsche Präsident ins Feldlager Pabrade zu einem Gefechtstraining. 50 Kilometer sind es bis zur Grenze von Belarus, dem Verbündeten Russlands. Die Soldatinnen und Soldaten üben für den Ernstfall - sind aber auch zur Abschreckung da, damit der gar nicht erst eintritt.
Yvonne steht neben ihrem Mann, Thomas, der sich um Logistik kümmert. Für ihn ist es nicht das erste Mal, dass er im Ausland stationiert ist. "Sicherlich haben wir eine Bedrohungslage, das ist klar. Aber das ist hier noch lange nicht so schlimm wie Afghanistan", sagt Thomas.
Hoffen auf größeren Rückhalt
Nach dem Gespräch mit den Soldatinnen und Soldaten und ihren Angehörigen sagt Bundespräsident Steinmeier: "Den Rückhalt, den die Angehörigen den Streitkräften, den Soldatinnen und Soldaten zeigen, diesen Rückhalt braucht die Bundeswehr in der ganzen Gesellschaft."
Das wünscht sich auch Yvonne. Nach dem kurzen Wiedersehen zählt sie die Tage rückwärts: Ende Juli kommt ihr Mann zurück nach Deutschland. Dann wird seine Einheit in Litauen von der nächsten abgelöst.