Nach Explosion und Brand Verkehr rollt wieder über Krim-Brücke
Auf der am Samstag durch eine Explosion beschädigten Brücke zwischen der Krim und Russland läuft der Zugverkehr laut russischen Angaben wieder nach Plan. Der Straßenverkehr ist weiter stark eingeschränkt.
Die Güter- und Fernverkehrszüge rollen wieder im normalen Betrieb über die Brücke zwischen dem russischen Festland und der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Das teilte das Verkehrsministerium in Moskau mit. Am Abend solle auch der Regionalverkehr wieder beginnen, hieß es.
Am Samstagmorgen hatte eine Explosion ein schweres Feuer auf der Brücke ausgelöst. Der Doppelbau besteht aus einer zweigleisigen Eisenbahnstrecke und einer parallel verlaufenden vierspurigen Autobahn. Zwei Spuren dieser Fahrbahn stürzten auf einer Länge von 250 Metern nach dem Brand ins Meer.
Der Verkehr war zunächst ganz eingestellt worden. Die Aufräumarbeiten dauern nach Behördenangaben an.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Stundenlange Wartezeit für Autos
Auch der Autoverkehr sei mittlerweile wieder aufgenommen worden. Allerdings kam es hier zu stundenlangen Wartezeiten an der Brücke, wie Medien berichteten. Auf russischer Seite und auf der Seite des Krim-Küstenorts Kertsch bildeten sich lange Autoschlangen, weil die Behörden alle Fahrzeuge streng kontrollierten und laut Augenzeugen nur etappenweise passieren ließen.
Einige Fahrer schrieben in sozialen Netzwerken, sie hätten sechs bis zwölf Stunden gebraucht, um über die 19 Kilometer lange Brücke zu kommen. Probleme und Wartezeiten gab es russischen Staatsmedien zufolge auch bei dem eigens eingerichteten Fährverkehr.
Russische Taucher untersuchen laut russischen Angaben das beschädigte Bauwerk. Erste Ergebnisse der Untersuchung sollten bereits am Sonntag vorliegen, sagte der russische Vize-Ministerpräsident Marat Chusnullin.
Hintergründe unklar
Wer hinter der Explosion stecken könnte, blieb zunächst im Dunkeln. Der Präsident des von Russland auf der Krim eingesetzten Regionalparlaments, Wladimir Konstantinow, sprach von einem Angriff durch "ukrainische Vandalen". Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak betonte dagegen, der explodierte Lastwagen sei aus Russland gekommen, dies weise "eindeutig auf eine Spur nach Russland hin".
Nach Angaben Moskauer Ermittler soll ein von russischer Seite kommender, mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodiert sein. Durch die Detonation gerieten mehrere mit Diesel gefüllte Kesselwagen eines Güterzuges auf der höher gelegenen Eisenbahnbrücke in Brand. Drei Menschen starben demnach.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte immer wieder angekündigt, die Krim von der russischen Besatzung zu befreien. Eingeräumt hat die Ukraine den Anschlag aber nicht. Auch Russland, das gegen die Ukraine einen Angriffskrieg führt, hat die Führung in Kiew bisher nicht öffentlich für den Anschlag verantwortlich gemacht.
Russland spielt Schäden herunter
Kreml-Chef Wladimir Putin dürfte nach Ansicht britischer Geheimdienst-Experten der Vorfall persönlich getroffen haben. "Er kam Stunden nach seinem 70. Geburtstag, er hatte die Brücke persönlich gesponsert und eröffnet und der beauftragte Bauunternehmer war sein Kindheitsfreund Arkady Rotenberg", hieß es in deren Mitteilung weiter.
Wie schwer die Schienenverbindung beschädigt ist, ist laut Geheimdienstbericht unklar. "Aber jegliche schwerere Störung ihrer Kapazität wird höchstwahrscheinlich einen erheblichen Einfluss auf die bereits angespannten Fähigkeiten Russlands haben, seine Kräfte in der Südukraine zu versorgen".
Die russischen Behörden bemühten sich, die Auswirkungen der Schäden an dem strategisch und symbolisch äußerst wichtigen Bauwerk herunterzuspielen. Die Brücke ist insbesondere auch für die Versorgung der russischen Truppen an der Front in der Südukraine von Bedeutung.