Vereinbarung unterzeichnet Polen plant Kohleausstieg bis 2049
Der Energiebedarf in Polen wird immer noch zu 70 Prozent durch Kohle gedeckt. Nun hat sich die Regierung für einen Ausstieg aus der Kohleförderung bis 2049 entschieden. Kritiker fordern allerdings ein höheres Tempo.
Bis 2049 will Polen aus der Kohleförderung aussteigen. Vertreter von Regierung und Gewerkschaften unterzeichneten eine Vereinbarung in Kattowitz, einem Kohlegebiet in Schlesien, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Damit kann der Plan der EU-Kommission zur Genehmigung vorgelegt werden. Die endgültige Verabschiedung wird im Mai erwartet. Das Ministerium für Staatsvermögen, das die Verhandlungen aufseiten der Regierung geführt hatte, nannte die Grundsatzeinigung "historisch".
Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass Bergarbeiter von geschlossenen Minen in noch betriebene Minen wechseln sollen oder sich für eine Frührente bei 80 Prozent ihres Gehalts entscheiden können. Wer aus dem Bergbau aussteige, habe Anspruch auf eine Abfindung in Höhe von umgerechnet 26.000 Euro. Außerdem seien Investitionen von mehr als 3,5 Milliarden Euro in saubere Kohletechnologien geplant.
Ende einer traditionsreichen Branche
Der Kohlesektor ist in Polen nach wie vor ein sensibles politisches Thema. "Es ist hart, zufrieden zu sein, wenn man so eine wichtige Industrie liquidiert", sagte Dominik Kolorz von der Gewerkschaft Solidarnosc der Zeitung "Gazeta Wyborcza". "Wir haben eine Menge Arbeit vor uns, um alternative Arbeitsplätze zu schaffen."
Minenarbeiter und ihre Familien stellen noch immer eine wichtige Wählergruppe dar und der polnische Energiebedarf deckt sich derzeit zu rund 70 Prozent aus Kohle. Bis 2040 soll dieser Anteil auf elf Prozent sinken, um den EU-weiten Kohleausstieg bis 2050 zu schaffen.
Umweltschützer warnen vor zu spätem Ausstieg
Kritiker warnen, der Ausstieg erfolge angesichts der schädlichen Klimaauswirkungen viel zu spät. Der Bergbau könne so lange nicht aufrechterhalten werden, sagte die Energieexpertin Marta Anczewska von der Umweltschutzorganisation WWF in Warschau. "Dieser Zeitplan wird sich wegen der wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen verändern", sagte sie.