Ukrainische Stadt Kostjantyniwka 16 Tote bei Explosion auf Marktplatz
Mitten in einem belebten Viertel in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka sind durch den Einschlag einer Rakete mindestens 16 Menschen getötet worden. Kurz zuvor war US-Außenminister Blinken in Kiew eingetroffen.
In der Stadt Kostjantyniwka in der Ostukraine sind durch den Einschlag einer Rakete nach ukrainischen Angaben mindestens 16 Menschen getötet worden. Die Behörden korrigierten die Opferzahl am Donnerstag. Zuvor war von mindestens 17 Toten die Rede gewesen.
Unter den Toten sei auch ein Kind, teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal auf Telegram mit. Mehr als 30 weitere Menschen wurden laut Angaben der Behörden bei der Explosion auf dem Marktplatzes der Stadt verletzt. Die Such- und Rettungsarbeiten seien abgeschlossen, teilte Innenminister Ihor Klymenko am Abend auf Telegram mit.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem russischen Angriff und bestätigte die vielen Todesopfer in der Stadt im Gebiet Donezk. "Ein normaler Markt. Geschäfte. Eine Apotheke. Menschen, die nichts Falsches getan haben", schrieb er und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Die Zahl der Opfer könne noch weiter steigen.
Selenskyj sprach von der "Unverschämtheit des Bösen". Der Staatschef veröffentlichte auch ein kurzes Video, das den Moment der Explosion in dem belebten Viertel zeigen soll. Außerdem zeigte er Fotos von beschädigten Häuserfassaden, Blutlachen auf dem Boden und Rettungskräften, die Flammen löschen. Was genau für ein Geschoss einschlug, war zunächst unklar. Auch, ob es sich tatsächlich um einen russischen Angriff handelte.
Kostjantyniwka liegt nur knapp 20 Kilometer südwestlich der Stadt Bachmut, die die Russen im Zuge ihres Angriffskriegs vor wenigen Monaten besetzt haben, und wurde immer wieder zum Ziel russischer Angriffe. Erst im Juli warf die Ukraine Russland einen Streubombeneinsatz in Kostjantyniwka vor, bei dem ein Kind getötet wurde. Auch davor wurden in der ukrainisch kontrollierten Stadt immer wieder Zivilisten durch russische Angriffe getötet.
US-Außenminister zum vierten Mal in Kiew
Kurz vor dem Raketeneinschlag in Kostjantyniwka war US-Außenminister Antony Blinken zu einem Solidaritätsbesuch in der Ukraine eingetroffen. Blinken wollte bei seinem Besuch nach Angaben eines US-Vertreters zusätzliche Militärhilfe in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar (930 Millionen Euro) ankündigen. Es war das vierte Mal seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022, dass Blinken nach Kiew reiste.
Blinken werde "den unerschütterlichen Einsatz" der USA für die "Souveränität" und die "territoriale Integrität" der Ukraine "angesichts der Aggression Russlands" demonstrieren, erklärte das US-Außenministerium. Die zusätzlichen Rüstungslieferungen sollen bei der Gegenoffensive helfen, welche die ukrainische Armee im Juni gegen die russischen Streitkräfte gestartet hatte. In den Tagen vor Blinkens Besuch hatte die Ukraine dabei mehrere Erfolge vermeldet. Die Fortschritte der ukrainischen Armee seien "beeindruckend", insbesondere im Süden des Landes, hieß es aus dem US-Außenministerium.
Mit dem nun zusätzlich aus Washington zugesagten Material könne die Ukraine die "heimtückischen Verteidigungslinien" der russischen Armee durchbrechen, hieß es. Die USA sind der wichtigste militärische Verbündete der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. Seit Kriegsbeginn haben sie Militärhilfe in Höhe von mehr als 43 Milliarden Dollar geliefert oder zugesagt. Erst Ende Juli kündigte das Pentagon ein neues Militär-Hilfspaket für die Ukraine im Umfang von 400 Millionen Dollar an, das unter anderem gepanzerte Truppentransportfahrzeuge sowie Munition für Patriot-Flugabwehrsysteme umfasst.
Anmerkung der Redaktion: Laut eines aktuellen Berichts der US-Zeitung "New York Times" gibt es Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um eine russische Rakete gehandelt habe. Demnach könnte in Kostjantyniwka auch eine fehlgeleitete ukrainische Rakete eingeschlagen sein. Wir haben den Text entsprechend geändert.
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