Fans des FC Liverpool vor einem Wandgemälde, das Jürgen Klopp zeigt

Jürgen Klopp verlässt Liverpool Abschied einer Legende mit Herz

Stand: 19.05.2024 18:53 Uhr

Mit Gedichten, Wandgemälden und Pies haben die Fans des FC Liverpool Jürgen Klopp verabschiedet. In neun Jahren wurde der deutsche Trainer zu einer Art Markenbotschafter der nordenglischen Stadt.

In seiner mehr als 130-jährigen Geschichte hat der FC Liverpool viele Trainer kommen und gehen sehen. Aber nur zwei haben es in die Auslage der kleinen, urigen Bäckerei "Homebaked" geschafft, gegenüber des Anfield-Stadions. Erstens: Bill Shankly, der die Reds in den 1960er- und 1970er-Jahren aus der zweiten Liga führte und aufbaute. Und gleich daneben: Jürgen Klopp. 

Klopp-Pies für 3,50 Pfund

"Beef mince, capers, new potatoes, German beer" - Mitarbeiterin Angela McKay zeigt, wie sie die Klopp-Pies zubereitet. Herzhafte Kuchen mit einer Füllung aus Hackfleisch, Kapern, Kartoffeln und Bier. Auch wenn Klopp nun geht, für 3,50 Pfund bleibt seine Pie im Sortiment. 

Die Pies seien günstig, sagt McKay, machten satt. Ein Stück Nostalgie eben. Ein bodenständiges Gericht. Für einen bodenständigen Trainer. Denn genau das lieben die Liverpudlians an ihrem Jürgen - den sie nicht nur mit Backwaren gewürdigt haben.

 

Franziska Hoppen, ARD London, Abschied vom beliebte Fußballtrainer Klopp in Liverpool

tagesschau24, 19.05.2024 16:00 Uhr

Gedichte und Wandgemälde für "the normal one"

"Our Klopp" heißt das Gedicht von Anwohner und Dichter Sean Cullen, das als Kunstinstallation auf eines der vielen Wandgemälde des Trainers projiziert wurde: "... the normal one, we knew would be fine ...". Vertont hat es eine Liverpooler Legende: der 78-jährige George Sephton, seit mehr als 50 Jahren Anfields Stadionsprecher. Wenn er an seine erste Begegnung mit Klopp vor neun Jahren denkt, glänzen seine Augen: 

"Ich tippte ihm auf die Schulter: 'Entschuldigen Sie, Herr Klopp'. Weiter kam ich nicht. 'Ah, ja, Sie sind die berühmte Stimme von Anfield'." Er sei sprachlos und fassungslos gewesen. Dass der berühmte Neue seinen Namen kannte, obwohl Sephton sich nicht mal vorgestellt hatte, das konnte er kaum glauben. Seitdem ist man per Du.

Dass Jürgen nun geht ... Sephton sagt, er werde am Boden zerstört sein. Vor allem beim letzten Spiel: Klopp werde auf dem Spielfeld herumlaufen. Sephton werde die Vereinshymne "You’ll never walk alone" spielen und eine große Packung Taschentücher brauchen. 

 

"Man wusste, dass es aufregend werden würde"

In "Jürgens Bierhaus", einem Pub am Wasser, ist die Stimmung nicht viel besser. Von den rot gestrichenen Wänden strahlt der Liverpool-Trainer zwar von Dutzenden Fotos. Das letzte Auswärtsspiel gegen Aston Villa läuft auf einer Leinwand. Aber viele sind im Geiste schon beim Ende der Saison.  

 "Man weiß nicht, was jetzt kommt", erzählt Keith Slater, Mitte 60. Der FC Liverpool werde ein toller Klub mit tollen Spielern bleiben. Aber mit Klopp habe man sich auf die nächste Saison gefreut. "Man wusste, dass es aufregend werden würde." Und dann kommt Slater ins Schwärmen: Klopp sei einer von ihnen, sagt er. Ein echter Liverpudlian. Sogar Fans der gegnerischen Teams würden Jürgen lieben.

Neun doch nicht so normale Jahre

Ein paar Tische weiter sitzt Dale Roberts, 33 Jahre alt, in Holzfällerhemd und Cappy. Als Tourguide macht er sich seine Gedanken: Klopps Abschied sei verheerend. Nicht nur für den Verein, auch für die Stadt Liverpool, für deren Marke der Fußballtrainer so wichtig gewesen sei. 

Mindestens in Pie- und Gedichtform wird Klopp aber noch eine Weile bleiben. In etlichen Anekdoten. Und nicht zuletzt auf den vielen Wandmalereien. Eine neue zeigt Klopp vor rotem Hintergrund auf einem Backsteinhaus. "Nine not so normal years" lautet die Überschrift. Neun doch nicht so normale Jahre.  

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Mai 2024 um 16:00 Uhr.