Sturm vor Sizilien Tech-Ikone Lynch nach Bootsunglück vermisst
Eigentlich wollte er laut Medien seinen Freispruch in einem Betrugsprozess feiern. Doch bei einem Sturm vor Sizilien ist der britische Unternehmer Mike Lynch mit einer Jacht verunglückt - und wird seitdem vermisst.
Bei der Havarie einer Luxusjacht vor Sizilien spielten sich am Montag dramatische Szenen ab, wie Überlebende berichteten. Unter den Vermissten ist auch Mike Lynch, der als "britischer Bill Gates" gilt. Auch nach seiner Tochter wird gesucht.
Dabei sollte der Jacht-Ausflug nach Medienberichten ein ganz besonderer werden: Lynch wollte mit Freunden und Familie wohl eigentlich seinen Freispruch in einem Betrugsprozess feiern. Stündlich berichten die BBC-Nachrichten über die bei einem Sturm vor Sizilien gesunkene Luxusjacht "Bayesian".
Mike Lynch ist in Großbritannien seit Jahrzehnten bekannt. 2011 sorgte er für einen der wohl größten Tech-Deals in der Geschichte des Landes: Lynch verkaufte sein Software-Unternehmen Autonomy, das er 1996 mit gegründet hatte, für umgerechnet knapp zehn Milliarden Euro an das US-Unternehmen Hewlett-Packard.
Ist in Großbritannien geachtet, aber auch umstritten: der Techunternehmer Mike Lynch.
Milliardär beriet die konservative Regierung
Lynch wurde zu einem der reichsten Männer des Landes, beriet die konservative Regierung in Fragen künstlicher Intelligenz, gründete eine Tech-Investment-Firma und gilt bis heute als Tech-Tycoon.
Unternehmer-Kollege Brent Hoberman sagte im BBC-Interview, dass Lynch "schon immer als Legende" galt. Er sei als Titan und als Inspirationsfigur für britische Unternehmer gesehen worden. Lynch habe ein besonders tiefes Verständnis von Mathematik gehabt und dafür, sie fürs Geschäft anzuwenden.
Jahrelanger Rechtsstreit mündete in Auslieferung
Doch auf Lynchs Mega-Deal mit Autonomy folgte ein jahrelanger, bitterer Rechtsstreit in den USA. Lynch wurde Betrug vorgeworfen, er habe Umsätze verfälscht und das Unternehmen überbewertet. 2023 lieferte Großbritannien Lynch an die USA aus. Im Radiointerview berichtete der 59-Jährige, wie ihn die amerikanische Polizei sofort festnahm: Um seine Hüfte, die Beine und die Handgelenke seien Ketten gelegt worden.
Bis zu 20 Jahre Gefängnis sollen dem Unternehmer gedroht haben. Vor ihm war bereits der Finanzdirektor des Unternehmens wegen Betrugs zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Doch Lynch betonte: Er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen.
Überraschender Freispruch für Lynch
Im Juni dieses Jahres wurde Lynch von einer Jury überraschend freigesprochen. Kurz darauf erklärte der Unternehmer im BBC-Interview, wie sehr er sich darauf freue, wieder in der Tech-Industrie kreativ sein zu können: "Ich möchte zu dem zurückkehren, was ich gerne tue, und das ist innovativ zu sein."
Auf der Luxusjacht, die nun vor Sizilien untergegangen ist, sollen Freunde, Familie und Mitglieder seines Anwaltsteams eingeladen gewesen sein. 15 Menschen konnten lebend gerettet werden, darunter Lynchs Ehefrau.
Ein Archivbild zeigt das nun gesunkene Segelboot "Bayesian".
Weitere Autonomy-Größe verunglückt
Am selben Tag, an dem die Jacht sank, wurde eine weitere Nachricht bekannt: Der Mitangeklagte in dem Autonomy-Prozess, Lynchs Kollege und Vizepräsident der Finanzabteilung, Stephen Chamberlain, war am Samstag bei einem Unfall in der britischen Grafschaft Cambridgeshire getötet worden. Ein Auto soll den 52-Jährigen beim Joggen erfasst haben, berichten englische Zeitungen.
Bislang gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die beiden Unglücke in einem Zusammenhang stehen.