Israel nach Anschlagsserie Mit gemischten Gefühlen in den Ramadan
Palästinensische Angreifer haben bei Anschlägen zuletzt insgesamt elf Menschen in Israel getötet. Israel erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen, aus Angst vor gewaltsamen Auseinandersetzungen zu Beginn des Fastenmonats Ramadan.
Saubermachen auf dem Tempelberg in Jerusalem: Palästinensische Männer und Frauen kehrten und wischten in den vergangenen Tagen das Areal, das auf Arabisch Haram-Al-Sharif heißt. Hier befinden sich der islamische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Alles soll sauber sein zum Start des Fastenmonats. "So Gott will wird der Ramadan diesmal friedlicher als im letzten Jahr", sagt eine Frau der Nachrichtenagentur Reuters. "Ohne dass Israel Probleme macht."
Sorge vor Eskalation zum Ramadan
Schon vor einem Jahr war es an Ramadan verstärkt zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei gekommen. Während die Palästinenser Israel dafür verantwortlich machen, verweist Israel auf palästinensische Gewalt. Die Furcht vor einer weiteren Eskalation in der heiligen Zeit ist hoch. Auch, weil diesmal der Ramadan mit dem jüdischen Pessach und dem christlichen Osterfest zeitlich zusammenfällt. Religion hat vor allem in Jerusalem immer wieder auch Konfliktpotential.
Im Norden Israels wurde kürzlich Amir Khoury beerdigt. Er war Polizist und arabischer - manche sagen auch: palästinensischer - Israeli. Khoury stoppte den palästinensischen Attentäter von Bnei Brak, der insgesamt fünf Menschen tötete - darunter den arabisch-israelischen Polizisten. Khoury wird im Land nun als Held gefeiert - und als Symbol, dass Juden und Araber auch zusammenhalten.
Mitten in Israel - erstmals seit Jahren - ereigneten sich mehrere schwere Terroranschläge in kurzer Zeit. Viele Menschen sind verunsichert. "Meine Kinder sind zu Hause geblieben", sagte eine Mutter aus Netanya dem Portal "Ynet". "Ich mache mir Sorgen. Bereits am Abend des Anschlags in Bnei Brak erhielten wir einen Brief unserer Bürgermeisterin, in dem Eltern mit Waffenschein aufgefordert wurden, in Bildungseinrichtungen anwesend zu sein."
"Jetzt nicht in Hysterie verfallen"
Während eine hohe Waffendichte im Alltag in Europa wohl zur Beunruhigung beitragen würde, gilt sie in Israel als eine Art Lebensversicherung: Falls es erneut zu einem Anschlag kommt, bei dem der Attentäter gestoppt werden kann. Verteidigungsminister Benny Gantz versuchte im Sender KAN zu beruhigen. "Wir müssen die letzten Vorfälle ordentlich aufarbeiten zusammen mit dem Geheimdienst", sagte er. "Wir dürfen jetzt nicht in Hysterie verfallen."
Zwar rückte die israelische Armee nach dem Anschlag von Bnei Brak in die palästinensische Stadt Jenin ein, wo bei Zusammenstößen zwei Palästinenser getötet wurden, darunter ein 17-Jähriger. Bestimmte Erleichterungen Israels für die Palästinenser - etwa mehr Passierscheine für den abgeriegelten Gazastreifen - sollen aber vorerst erhalten bleiben. "Ramadan ist ein wichtiges Fest für arabische Israelis und Palästinenser", so Gantz. "Und es ist die Politik der Regierung in Israel, die Religionsfreiheit zu garantieren."
Zusammenstöße im Westjordanland
Wie es nun im Ramadan weitergeht? Zuletzt gab es verschiedene Signale. Das Freitagsgebet in Jerusalem ging friedlich zu Ende. In Hebron hingegen, im Westjordanland, kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee. Ein Palästinenser wurde getötet. Nach Angaben der Armee warf der Mann einen Brandsatz.
Ob sich die Lage während des Ramadan wieder beruhigt, hängt von mehreren Faktoren ab. Von individuellen Entscheidungen möglicher Attentäter, die sich durch die bisherigen Anschläge inspiriert fühlen könnten. Und von der Lage in Jerusalem, wo sich diese auf der Straße schnell zuspitzt.
Und schließlich hängt es auch von palästinensischen Gruppen wie der Hamas und dem Islamischen Dschihad ab. Deren Rhetorik ist angesichts der angespannten Lage voller Drohungen. Bislang ist es aber bei Worten geblieben.