Vulkanausbruch auf Island So faszinierend wie gefährlich
Nach einem Vulkanausbruch auf Island sprudeln südwestlich von Reykjavik weiterhin Lavamassen aus einer Erdspalte. Das nicht ganz ungefährliche Naturschauspiel zieht inzwischen Menschen aus aller Welt an.
500 Meter lang ist der Riss in der Erde, und seit Mittwochmittag schießt Lava in die Höhe. Die Eruption passiert wieder auf einer Halbinsel in der Nähe der Hauptstadt Reykjavik. Auch im vergangenen Jahr gab es hier schon einen Vulkanausbruch. Am Rand des Lavastroms versammeln sich Schaulustige wie Hather Hoff, eine Touristin aus den USA.
"Ich habe jahrelang darauf gewartet, Lava zu sehen, das war mein Traum. Wir haben beschlossen, näher heranzugehen“, erzählt sie. "Wir wissen, dass es ein Risiko gibt - aber wir wollten unbedingt hierherkommen. Unterwegs musste ich anhalten. Ich habe mich hingesetzt und ein bisschen geweint, weil es so schön ist, so emotional. Es ist die pure Kraft unseres Planeten."
Ausbruch war absehbar
Der Vulkanausbruch - er kam mit Ansage. Seit dem Wochenende bebte die Erde wieder und wieder. Eine Überwachungskamera in einem Lebensmittelgeschäft hat dokumentiert, wie die Regale wackelten, viele Produkte fielen herunter.
Die Erdbeben und unterirdische Magmabewegungen waren für Experten wie Magnus Tumi Gudmundsson eindeutige Anzeichen dafür, dass eine Eruption kurz bevorstand. Bisher verläuft der Ausbruch glimpflich, so der Geophysiker: "Die Infrastruktur ist nicht in Gefahr. Der Vulkanausbruch ist weiter von Häusern und Straßen entfernt als der im letzten Jahr. Auch wenn der Ausbruch mit dieser Kraft anhält, wird es noch eine ganze Weile dauern, bis die Lava unsere Infrastruktur wirklich bedroht."
Trotz behördlicher Warnungen wagen sich Besucher nahe an die Ausbruchsstelle heran.
Touristen und Einheimische, die sich in der Nähe befanden, wurden vorsorglich per SMS über ihre Telefone gewarnt. Denn: Giftige Gase können sich rund um die Ausbruchstelle sammeln, der Riss in der Erde liegt nämlich in einer Senke. Genaue Messungen liegen jedoch noch nicht vor, so Gudmundsson. "Wir wissen nicht wirklich, wie lange der Ausbruch dauern wird. Eigentlich wissen wir gar nichts darüber. Wir müssen einfach warten und beobachten."
Schön - und gefährlich
Viele Menschen lassen sich nicht abhalten von den Warnungen der Behörde - auch nicht von dem anspruchsvollen kilometerlangen Fußweg bis zur Ausbruchstelle. Sie wollen einmal hautnah dabei sein, wenn die Erde zeigt, was in ihr steckt: "Es ist beeindruckend, es ist ein bisschen unwirklich. Die Farben sind wirklich knallig. Es ist sehr, sehr schön", sagt eine sichtlich gerührte Touristin aus Frankreich.
Auch aus der Ferne kann man das Spektakel miterleben: Mehrere Webcams des isländischen Senders RUV übertragen Livebilder im Internet.