Überschwemmungen befürchtet Hochwasserwelle der Oder nähert sich deutscher Grenze
An der deutschen Grenze zu Polen richten sich alle Blicke auf die Oder - denn die Hochwasserwelle naht. An der Elbe hingegen entspannt sich die Lage weiter. In Österreich könnte der Schaden die Milliardengrenze überschreiten.
An der Grenze zu Polen wird derzeit angespannt der Pegelstand der Oder beobachtet: Die Hochwasserwelle bewegt sich flussabwärts Richtung Deutschland. Orte entlang der deutsch-polnischen Oder bereiten sich seit Tagen auf eine Verschärfung der Hochwasserlage vor. Für die Regionen direkt an der Oder hat der grenznahe polnische Bezirk Lebus Hochwasseralarm ausgerufen.
Auf deutschem Gebiet gilt bisher noch die niedrigste Alarmstufe entlang der Flussabschnitte bei Frankfurt an der Oder, Eisenhüttenstadt und Ratzdorf, berichtet der MDR. Die Wasserstände steigen jedoch weiter an und könnten sich Mitte der Woche zuspitzen.
In der Uckermark werden ehrenamtliche Deichläuferinnen und Deichläufer gesucht, die bei Alarmstufe 3 Deiche auf Schwachstellen und Schäden kontrollieren könnten, schreibt der rbb. In Frankfurt an der Oder blieb das Kleist-Museum vorläufig geschlossen, es soll erst wieder bei Entwarnung geöffnet werden.
Woidke ruft zu Wachsamkeit auf
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke ruft zur Wachsamkeit auf, da in einigen Abschnitten der Oder bald die höchste Alarmstufe 4 erreicht werden könnte. In Frankfurt wird für die erste Wochenhälfte Alarmstufe 3 erwartet, während in Ratzdorf bereits am Montagabend mit dieser Stufe gerechnet wird.
Der Hochwasserscheitel der Oder wird für kommenden Sonntag in der polnischen Kreisstadt Nowa erwartet - rund 80 Kilometer östlich der Grenze zu Deutschland. In Westpommern bereiten sich die Menschen schon auf nahende Überschwemmungen vor.
In der Elbe in Sachsen gehen die Pegelstände hingegen weiter zurück. Nach Informationen der Landeshochwasserzentrale ist der Elbe-Pegel in Dresden mittlerweile unter die 6-Meter-Marke gefallen. Am Freitagmorgen lag er bei 5,70 Meter.
Schwachstellen an Oder-Deichen in Polen
Im polnischen Niederschlesien, 35 Kilometer von der Großstadt Breslau entfernt, hatten sich an der Oder zuletzt mehrere Sickerstellen in den Deichen aufgetan. Anwohnende, Feuerwehrleute und Soldatinnen sowie Soldaten kämpften in der vergangenen Nacht, um die Deiche zu sichern. Der Wasserstand dort betrug 9,33 - und das Meteorologische Institut rechnet damit, dass er noch auf 9,45 Meter steigen könnte.
In Breslau selbst hingegen ist die Lage weiter unter Kontrolle: Der Pegelstand sei im Vergleich zum Vortag um zehn Zentimeter gesunken, sagte der Leiter des Meteorologischen Instituts. Außerdem wurde für die kommenden Tage sonniges und trockenes Wetter vorhergesagt. Aber es sei noch zu früh für eine Entwarnung, erklärte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk, der gerade mit dem Krisenstab in Breslau tagt. Das Wasser drücke nach wie vor auf die Deiche, so Tusk.
In Ungarn steigt das Wasser unterdessen weiter an. Die Behörden mussten Straßen und Bahnhöfe sperren. Auch in der Hauptstadt Budapest drohen Straßen- und U-Bahnen zu überfluten. Weiter flussaufwärts wurden bereits Häuser und Restaurants in Ufernähe überschwemmt.
Milliardenschaden in Österreich möglich
In Österreich werden immer mehr Folgen der Flut sichtbar - und machen jetzt eine erste Schätzung der Schadenssumme möglich. Die ersten Berechnungen der Versichungsbranche belaufen sich auf 600 bis 700 Millionen Euro. Im Extremfall könnte aber auch die Milliardengrenze überschritten werden, hieß es vom Versicherungsverband (VVO). Man sei um eine "rasche und unbürokratische Schadensabwicklung bemüht".
Die österreichische Bundesregierung stockte unterdessen den Katastrophenfonds zur Beseitigung der Schäden auf eine Milliarde Euro auf. Vonseiten der EU kann das Land mit etwa 500 Millionen Euro Hilfe rechnen.