Temperaturen über 40 Grad Gluthitze am Mittelmeer
40 Grad und mehr - eine Hitzewelle hat viele Länder am Mittelmeer fest im Griff: In Italien ächzt Roms Stromversorgung unter dem hohen Verbrauch, das Meer an Spaniens Küsten ist so warm wie nie und Griechenland kämpft gegen Waldbrände an.
Über 40 Grad zeigen die Thermometer mancherorts in Italien, Spanien und der Türkei an. In Griechenland machen heftige Waldbrände den Einsatzkräften zu schaffen. Und dort stehen die nächsten Tage mit Temperaturen von über 40 Grad erst an. Ein Überblick.
Italien: Höchste Alarmstufe für 23 Städte
Die aktuelle Hitzewelle in Italien soll heute ihren Höhepunkt erreichen. Das sagte der Meteorologe Antonio Sanò vom privaten Wetterdienst ilmeteo.it. Nach dessen aktuellen Daten könnten es nicht nur in den südlichen Gegenden des Mittelmeerlandes bis zu 40 Grad oder heißer werden, sondern möglicherweise auch in mittelitalienischen Städten wie Florenz und Bologna. Das Gesundheitsministerium hat daher auch für 23 größere Städte die höchste Alarmstufe für Hitze ausgerufen. Besonders betroffen von den hohen Temperaturen sind die südlichen Regionen Apulien, Basilikata und Kalabrien sowie die zwei großen Mittelmeerinseln Sardinien und Sizilien.
Im Landesinnern der Inseln könnten demnach Höchsttemperaturen von 45 bis 46 Grad gemessen werden. Die Hitze wirkt sich auch auf die Krankenhäuser aus, denn die Notaufnahmen werden voller. Am Dienstag seien etwa 20 Prozent mehr Notarzteinsätze in dem Land verzeichnet worden, berichtete die italienische Zeitung "La Repubblica". Für Alte und Kranke sowie Kleinkinder sind die hohen Tagestemperaturen enorm anstrengend. 28 Gesundheitszentren wurden in Rom geöffnet, um die Menschen mit Trinkwasser zu versorgen und ihnen Räume zur Abkühlung verfügbar zu machen. Der römische Katastrophenschutz verteilt Wasserflaschen an den großen Sehenswürdigkeiten der Stadt, zusätzlich zur Wasserversorgung durch die etwa 2500 Trinkwasserbrunnen.
Die Rekordhitze hat auch Folgen für die Stromversorgung Roms. Das Nachrichtenportal Roma Today berichtete von vermehrten Stromausfällen in Italiens Hauptstadt. Den vielen laufenden Klimaanlagen sei das Stromnetz derzeit nicht mehr gewachsen. Der Energieversorger Areti, der nach eigenen Angaben 1,7 Millionen Haushalte und Unternehmen beliefert, sprach von zahlreichen Einsätzen in der Stadt. Italiens zentraler Netzbetreiber Terna maß am Dienstag landesweit den bislang höchsten Stromverbrauch des Jahres, kündigt auf seinem Internetauftritt heute aber einen weiteren Anstieg an.
Ab Donnerstag soll dem Meteorologen Sanò zufolge das Hochdruckgebiet "Caronte" im Norden an Kraft verlieren. Im Süden Italiens geht es weiter mit den heißen Temperaturen. In diesen Regionen wird zwar ein leichter Temperaturrückgang zu spüren sein, der Sanò zufolge jedoch angesichts der bereits hohen Temperaturen kaum zu bemerken sein wird.
Spanien: Höchstwerte bei Wassertemperatur
Die Gluthitze macht auch den Menschen in Spanien zu schaffen. "Spanien schmilzt", titelte die Digitalzeitung "OK Diario". Der spanische Wetterdienst Aemet teilte mit, dass am Meer an den Küsten neue Temperaturrekorde gemessen worden seien. Demnach lag die durchschnittliche Wassertemperatur vor Spanien Mitte Juli bei 24,6 Grad Celsius und damit 2,2 Grad über dem Durchschnitt für die Jahreszeit. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 wurde für Mitte Juli keine so hohe Durchschnittstemperatur im Meer gemessen. Die Situation sei "beispiellos", erklärte der Wetterdienst Aemet.
Besorgniserregend ist einem Sprecher zufolge vor allem, dass sich das Meer im Laufe des Sommers noch weiter erwärmen könnte. An einigen Stellen an der Mittelmeerküste im Südosten Spaniens ist das Wasser schon jetzt 28 Grad warm. Außerhalb des Wassers ist ebenfalls keine Abkühlung in Sicht. Salvador Dalís katalanische Geburtsstadt Figueres meldete am Dienstag 45 Grad Lufttemperatur. Für heute würden in Murcia, Alicante und Almería im trockenen Süden Spaniens mehr als 44 Grad erwartet. Die Hitzewelle soll am Donnerstag zu Ende gehen. In Spanien werden laut Aemet immer mehr und immer intensivere Hitzewellen registriert. Die ersten 17 Tage des Julis waren demnach die drittwärmsten in Spanien nach 2015 und 2022.
Das Innenministerium warnte wegen der mit der Hitze einhergehenden Trockenheit vor einer "sehr hohen bis extremen" Waldbrandgefahr im ganzen Land, insbesondere aber auf der Kanareninsel La Palma. Dort kämpft die Feuerwehr bereits seit Samstag gegen einen großen Waldbrand. Nach Angaben der Behörden von La Palma verbrannten bereits Tausende Hektar Land, rund 4000 Menschen mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen. Wegen der schlechten Luftqualität riefen die Behörden die Einwohner mehrerer Orte auf, ihre Aktivitäten im Freien zu reduzieren und Schutzmasken zu tragen.
Griechenland: Brände nicht unter Kontrolle
In Griechenland kämpfen Feuerwehrleute den dritten Tag in Folge gegen drei große Feuerfronten. Für die Waldbrände westlich von Athen konnte die Feuerwehr keine Entwarnung geben, wie ein Sprecher sagte. In der Region seien seit Tagesanbruch fünf Löschflugzeuge und acht Löschhubschrauber im Einsatz. An drei Fronten kämpften Einsatzkräfte gegen Brände, wie die Feuerwehr mitteilte. Starke Windböen trieben das Feuer bei Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius über staubtrockene Hügel. In Nea Peramos westlich von Athen fachte der Wind eines der Feuer wieder an, das mehrere Häuser bedrohte. Bewohner wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.
Auch auf der griechischen Ferieninsel Rhodos wurden wegen eines großen Waldbrands drei Dörfer und ein Hotel evakuiert. Wie die Feuerwehr mitteilte, handelte es sich um die Ortschaften Eleousa, Salakou und Dimilia sowie ein Hotel in unmittelbarer Nähe. Alle Orte befinden sich in der Inselmitte, wo seit Tagen ein großer Waldbrand tobt. Bereits am Dienstag hatte Athen den EU-Katastrophenschutzmechanismus aktiviert, woraufhin heute die EU-Kommission mitteilte, dass 220 Feuerwehrleute und 65 Fahrzeuge aus fünf EU-Staaten dem Mittelmeerland zur Hilfe eilen sollen. Darunter seien auch vier Löschflugzeuge aus Italien und Frankreich.
Der griechische Meteorologe Theodoros Giannaros vom Nationalen Observatorium Athen warnte davor, dass die Situation mit Hitze, Trockenheit und Bränden in Griechenland noch schlimmer werde. Das Land stehe ab Donnerstag vor einer neuerlichen Hitzewelle, die ihren Höhepunkt am Wochenende erreiche und örtlich für bis zu 44 Grad sorgen werde. Dann werde das Brandrisiko wieder sehr hoch sein. Er fühle sich an die klimatischen Bedingungen des Jahres 2021 erinnert, als in Griechenland viele Zehntausende Hektar Wald und Vegetation verbrannten, sagte Giannaros dem Sender ERT und prognostizierte: "Das Schlimmste liegt noch vor uns."
Türkei: Dankesgebet für die Klimaanlage
Auch in der bei Touristen beliebten Region Antalya in der Türkei liegen die Temperaturen dieser Tage rund um die 40 Grad. Eigentlich gut besuchte Strände blieben in der Mittagshitze stellenweise leer. In der am Mittelmeer gelegenen Provinz Adana riefen Menschen zu Dankesgebeten für den Erfinder der Klimaanlage auf, wie die Nachrichtenagentur DHA berichtete. Auch hier wurde es heute 40 Grad heiß. Laut türkischer Wetterbehörde liegen die Temperaturen derzeit in der türkischen Mittelmeerregion drei bis acht Grad über den sonst zu dieser Jahreszeit üblichen Temperaturen.
Extreme Hitzewellen häufen sich wegen des Klimawandels. Schon jetzt hat sich die Erde um etwa 1,1 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aufgeheizt, in Deutschland sind es sogar 1,6 Grad. Die fatalen Folgen sind nach den Forschungen des Weltklimarats: Je nach Region mehr und längere Hitzewellen und Dürren oder auch häufigere Überschwemmungen und Wirbelstürme.
Laut der Weltwetterorganisation (WMO) war auch der Vormonat nach vorläufigen Daten schon der heißeste Juni jemals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. WMO-Generalsekretär Petteri Taalas sagte, extremes Wetter, das immer häufiger zu beobachten sei, habe große Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, Ökosysteme, Landwirtschaft und die Versorgung mit Energie und Wasser. "Das unterstreicht die Dringlichkeit, Treibhausgasemissionen so rasch und so stark zu reduzieren wie möglich."