Suche nach Truss-Nachfolger Sunak nach Johnson-Verzicht Favorit
Wer wird Nachfolger von Liz Truss? Boris Johnson verzichtete gestern Abend auf eine Kandidatur als Tory-Chef und Premier. Deshalb könnte es heute schnell gehen. Bisher hat nur Ex-Finanzminister Rishi Sunak die nötige Unterstützung für seine Kandidatur sicher.
Gesucht wird der fünfte konservative Premier in nur sechs Jahren. David Cameron war 2016 zurückgetreten. Cameron wollte nach dem Brexit-Referendum nicht mehr Kapitän auf der Brücke sein. Theresa May stürzte drei Jahre später über die Brexit-Verhandlungen. Danach kam Boris Johnson, der schließlich über sich selbst stürzte. Er ging mit den Worten, dass in der Politik niemand unverzichtbar sei, und übergab an Liz Truss, die das Land in rasender Geschwindigkeit in Misskredit brachte und nach nur 44 Tagen bekennen musste, ihren Auftrag nicht erfüllen zu können.
Johnson verzichtet
Nun also, nach nur wenigen Wochen, stellt sich erneut die Frage, wer das Land führen soll. Eines ist inzwischen klar: Boris Johnson wird es nicht sein.
Johnson hatte am Sonntagabend bekanntgegeben, nicht zu kandidieren - obwohl er angeblich die nötige Unterstützung von 100 Abgeordneten zusammenhatte. In seiner Begründung hieß es, dass es nicht möglich sei, effektiv zu regieren, wenn die Partei im Parlament nicht geeint sei. Möglicherweise hat Johnson aber auch auf den scharfen Gegenwind reagiert.
Interessanterweise teilte Johnson in diesem Statement auch noch mit, dass er sich gut aufgestellt sieht, um den Konservativen 2024 einen Wahlsieg zu verschaffen. Nicht ausgeschlossen, dass das bereits die nächste indirekte Ankündigung seiner Rückkehr ist.
Warnungen vor Kandidatur Johnsons
Seine Kritiker hatten unter anderem vor einem "garantierten Desaster" mit Johnson gewarnt. Der frühere Parteichef William Hague hatte sogar davon gesprochen, dass die Partei mit Johnson in eine Todesspirale geraten würde. Selbst Johnsons ehemaliger Stellvertreter Dominic Raab unterstützt Ex-Finanzminister Rishi Sunak, obwohl Raab, wie er sagt, großen Respekt vor Johnson hat und ihn auch persönlich mag. "Wir können keinen Rückschritt machen", betont Raab, "kein 'Und täglich grüßt das Murmeltier' bei dieser Seifenoper Partygate. Wir müssen das Land und die Partei voranbringen."
Raab spielt damit auf den Parlamentsausschuss an, der untersucht, ob Johnson im Zuge der Partygate-Affäre gelogen hat. Der Ausschuss will in Kürze mit öffentlichen Anhörungen beginnen. Gut möglich, dass Partygate bald wieder täglich in den Nachrichten ist. Johnson wird dann einmal mehr akutes Krisenmanagement betreiben - aber eben nicht für das Land, sondern für sich selbst.
Sunak könnte noch heute Premier werden
Wer Liz Truss im Amt nachfolgen will, hat heute noch bis 15 Uhr deutscher Zeit die Möglichkeit, Stimmen in der Fraktion zu sammeln. Offiziell kandidieren darf nur, wer mindestens 100 Unterstützer nachweisen kann.
Die besten Aussichten auf einen Einzug in 10 Downing Street hat nun Ex-Finanzminister Rishi Sunak, der erst vor wenigen Wochen Truss unterlegen war. Sunak hat sich bereits die Unterstützung von rund 150 Abgeordneten gesichert. Mit im Rennen ist aber auch noch die Fraktionschefin Penny Mordaunt. Kommt auch sie auf mindestens 100 Stimmen, entscheidet die Parteibasis. Erreicht nur Sunak die kritische Marke, wird er im Laufe des heutigen Tages zum Premier ernannt.