England und Nordirland Tausende gehen gegen rechte Gewalt auf die Straße
Immer wieder kam es in den vergangenen Wochen in Großbritannien zu rechtsextremen Krawallen. Doch inzwischen gehen auch Tausende Menschen gegen rechte Gewalt auf die Straße - am meisten davon am Samstag im nordirischen Belfast.
Nach den schweren Krawallen haben erneut Tausende Menschen in England und Nordirland gegen rechte Gewalt demonstriert. Die größte Demonstration gab es dabei in Belfast. Dort gingen nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA etwa 15.000 Menschen auf die Straße. Die Nachrichtenagentur AFP sprach hingegen von 5.000 Teilnehmern.
In der nordostenglischen Stadt Newcastle gingen einem BBC-Bericht zufolge Hunderte Rassismus-Gegner auf die Straße. Ihnen stand eine weit kleinere Gruppe rechtsgerichteter Demonstranten gegenüber. Vereinzelt kam es Berichten zufolge bei dieser Gruppe zu Festnahmen.
In London demonstrierten laut AFP fast 1.000 Menschen vor dem Sitz der einwanderungsfeindlichen Partei Reform UK des Brexit-Verfechters Nigel Farage. Einige hielten Plakate mit der Aufschrift "Nein zu Rassismus, nein zum Hass". In Cardiff in Wales sowie in den schottischen Städten Glasgow und Edinburgh demonstrierten ebenfalls Hunderte Menschen.
Im ganzen Land zu Demos aufgerufen
Die Organisation Stand Up to Racism hatte im ganzen Land zu Demos gegen rechte Gewalt aufgerufen. Für Anspannung bei Sicherheitsbehörden sorgt der Start in die Fußball-Saison in England an diesem Wochenende mit Spielen in der zweiten Liga. Befürchtet wird, dass gewaltbereite Fußball-Fans erneut für Ausschreitungen sorgen könnten.
Krawalle in Nordirland
In England war es seit Mitte der Woche weitgehend ruhig geblieben. In Nordirland gingen die Krawalle hingegen weiter. Randalierer versuchten in der Nacht zum Samstag, eine Moschee in einer Kleinstadt nahe Belfast in Brand zu setzen - der Anschlag scheiterte aber. Zudem wurden mehrere Autos in Belfast in Brand gesetzt. Dabei wurden fünf Menschen festgenommen.
Die Polizei in Nordirland geht von einer Beteiligung paramilitärischer Kräfte an den Krawallen aus. In dem britischen Landesteil gibt es auch mehr als 25 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs zwischen Katholiken und Protestanten auf beiden Seiten bewaffnete Splittergruppen. Ziele der Angriffe sind nun aber vor allem muslimische Einrichtungen und Geschäfte.
Immer wieder Gewalt
Die Krawalle in mehreren englischen Städten hatten das Land zuvor tagelang in Atem gehalten. Dabei kam es zu Angriffen auf Sicherheitskräfte, Unterkünfte für Asylbewerber und auf Moscheen und Läden.
Knapp 600 Menschen, die sich an den Ausschreitungen beteiligt, oder auf der Straße oder im Internet zu Gewalt aufgerufen hatten, wurden bislang festgenommen. Mehr als 220 wurden bereits angeklagt und etliche zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Hintergrund der Gewaltausbrüche ist der Messerangriff eines 17-Jährigen in der nahe Liverpool gelegenen Küstenstadt Southport, bei dem am 29. Juli drei Kinder getötet und acht weitere sowie zwei Erwachsene verletzt wurden.
Im Internet kursierten schnell Spekulationen und Falschinformationen über den Hintergrund des Verdächtigen, dessen Familie aus Ruanda stammt. Nach einem harten Durchgreifen der Behörden mit über 700 Festnahmen, 300 Anklagen und ersten Gefängnisurteilen für die Randalierer hatte sich die Lage in den vergangenen Tagen wieder beruhigt.