Griechenland Proteste nach Polizeischüssen auf Roma
Seit Tagen protestieren in Griechenland Roma gegen Polizeigewalt und Rassismus. Auslöser war ein Vorfall in Thessaloniki, bei dem ein Polizist einem 16-Jährigen in den Kopf geschossen haben soll. Der Beamte wurde unter Hausarrest gestellt.
Ein wegen eines Schusses auf einen jungen Roma angeklagter griechischer Polizist wird vorerst unter Hausarrest gestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte Untersuchungshaft bis zum Prozess wegen versuchten Totschlags gefordert, das Gericht in Thessaloniki wollte den Beamten gegen Kaution auf freien Fuß setzen - schließlich einigte man sich auf Hausarrest.
Der 34 Jahre alte Polizist soll am Montag bei einer Verfolgungsjagd verbotenerweise auf den 16-Jährigen geschossen und ihn in den Kopf getroffen haben. Der Jugendliche liegt weiterhin in kritischem Zustand in einer Klinik. Er soll zuvor eine Tankstellenrechnung über 20 Euro nicht bezahlt haben. Vor Gericht sagte der Polizist aus, der Teenager habe mehrfach versucht ein Polizeimotorrad zu rammen. Der Beamte habe geglaubt, seine Kollegen seien in Gefahr und habe deshalb geschossen. Er habe es aber nicht auf den Teenager abgesehen gehabt.
In Thessaloniki zeigen Angehörige und andere Demonstranten aus der Roma-Gemeinschaft Fotos des verletzten 16-Jährigen.
Rassismus-Vorwürfe an die Polizei
Rund 200 Angehörige der Roma-Gemeinde versammelten sich vor dem Gerichtsgebäude, das unter starkem Polizeischutz stand. Sie hielten Fotos des Teenagers hoch und forderten Gerechtigkeit.
"Das Verbrechen war rassistisch", sagte der Leiter eines Roma-Verbands, Panagiotis Sabanis. "Es gibt gegen uns Rassismus in Griechenland. Es ist nicht der erste Vorfall von Polizeischüssen gegen einen Roma, nur weil er Roma ist." Auf den Teenager sei wegen dessen Hautfarbe geschossen worden, sagte der Generalsekretär der Roma-Gemeinde, aus der der Betroffene stammt, Andonis Tasios. "Wenn er kein Roma wäre, hätten sie es nicht getan."
Schüsse auf Polizisten
Seit dem Vorfall gibt es in Thessaloniki, Athen und anderen griechischen Städten Ausschreitungen und Proteste von Roma, bei denen auch auf Polizisten geschossen wurde. In einem Athener Vorort hätten in der Nacht zu Freitag rund 30 Personen mit Schrotflinten auf Beamte gefeuert, berichteten griechische Medien. Ein Beamter sei leicht verletzt worden. Andernorts flogen Steine, Mülltonnen, Reifen und Autos wurden in Brand gesetzt.
Die Behörden fürchteten vor dem Gerichtstermin am Freitag, dass die Proteste weiter eskalieren könnten. Der Präsident des griechischen Roma-Verbandes, Vassilis Pantzos, rief die Menschen zur Ruhe auf: "Wir versuchen gemeinsam mit den Vorsitzenden der jeweiligen Gemeinden, die aufgeladene Stimmung im ganzen Land zu beruhigen", sagte er dem Staatssender ERT. Allerdings habe die Gewalt von Polizisten gegen Roma in den vergangenen Jahren zugenommen - dagegen müsse der Staat vorgehen.
Gedenken an weiteren getöteten Jugendlichen
Am Dienstag gedachten Demonstranten in Athen und Thessaloniki zudem Alexandros Grigoropoulos. Der 15-Jährige war am 6. Dezember 2008 von einem Polizisten in Athen erschossen worden. Während dieser Demos gab es Ausschreitungen, bei denen auch Molotowcocktails auf Polizisten geworfen wurden.