Beschluss von Erdogan Türkei plant Drehkreuz für russisches Gas
Der türkische Präsident Erdogan hat den Bau eines Umschlagpunkts für russisches Gas angekündigt. Kremlchef Putin hatte dies am Vortag vorgeschlagen. Beide Länder wollen laut Erdogan gemeinsam nach dem besten Standort suchen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den Bau neuer Gasinfrastruktur in der Türkei für die Weiterverteilung russischer Lieferungen angeordnet. Die Vorbereitungen würden die Türkei und Russland gemeinsam treffen, sagte Erdogan nach Angaben der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.
Er und Russlands Präsident Wladimir Putin hätten das türkische Energieministerium und die zuständige Stelle in Russland aufgefordert, gemeinsam daran zu arbeiten, sagte Erdogan auf dem Rückflug vom kasachischen Astana.
Rascher Baubeginn
Die Bauarbeiten sollten möglichst bald anlaufen. "Es gibt hier keine Verzögerung. Wir haben diese Entscheidung heute sofort unserem Minister für Energie und natürliche Ressourcen mitgeteilt", so Erdogan. Auch Gazprom-Chef Alexey Miller sei an diesem Projekt beteiligt.
Erdogan sagte, die Behörden beider Länder würden zusammenarbeiteten, um den besten Standort für ein Gasverteilzentrum zu ermitteln. Es habe den Anschein, dass der türkische Teil Thrakiens an der Grenze zu Griechenland und Bulgarien der beste Standort sei. "Zusammen mit Herrn Putin haben wir unser Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen und die zuständige Institution auf russischer Seite angewiesen, zusammenzuarbeiten", sagte Erdogan. "Sie werden diese Studie durchführen. Wo auch immer der geeignetste Ort ist, werden wir hoffentlich das Verteilungszentrum einrichten."
Der türkische Präsident hatte am Vortag Kremlchef Wladimir Putin in Kasachstan getroffen. Die beiden Präsidenten vereinbarten bei dieser Gelegenheit allgemein den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ihrer Länder. Putin hatte während des Treffens vorgeschlagen, die Türkei mithilfe russischen Gases zu einem Umschlagpunkt und einer Börse für Erdgas auszubauen.
TurkStream statt Nord Stream
Nach dem Lieferstopp durch die mittlerweile durch Explosionen schwer beschädigte Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland hatte Putin die Idee ins Spiel gebracht, mehr Gas durch die bestehende TurkStream-Gaspipeline zu exportieren, die von Russland durch das Schwarze Meer in die Türkei verläuft. Aber es könne auch noch eine Pipeline gebaut werden.
"Wenn die Türkei und unsere potenziellen Käufer Interesse haben, könnten wir den Bau noch einer Gasleitung und die Schaffung eines Gas-Hubs in der Türkei in Betracht ziehen für den Verkauf in Drittländer, vor allem in Europa", bot Putin Erdogan der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge an. Darüber hinaus könnte in der Türkei auch eine Gasbörse zur Preisermittlung entstehen.
Unverständnis in der EU
Die Route durch die Türkei sei "aktuell der sicherste Lieferweg". Erdogan soll dem zugestimmt haben. Das Gaszentrum könnte laut Erdogan in der westtürkischen Region Thrakien, in der Grenzregion zu Griechenland und Bulgarien entstehen.
In der EU trifft das Vorhaben auf Unverständnis. Ein derartiges Projekt mache keinen Sinn, da Europa ohnehin seine Abhängigkeit von russischem Gas verringern wolle, erklärte etwa das französische Präsidialamt.