Leihroller-Verbot in Paris Au revoir, la trottinette!
Paris war die erste Stadt in Europa, in der E-Roller ausgeliehen werden konnten. Nun ist sie die erste, die die Roller wieder abschafft. Knapp 90 Prozent der Abstimmenden votierten für ein Verbot. Die Wahlbeteiligung war allerdings gering.
Früh am Morgen: Paris ist auf dem Weg zur Arbeit - und die meisten Menschen wirken ziemlich gehetzt. Nur wenige haben Lust oder nehmen sich Zeit, die Abstimmung zu kommentieren. Eine junge Frau, die gerade ihr Fahrrad anschließt, sagt: "Ich hab dagegen gestimmt." Und sie ist froh darüber, wie es ausging. "Das wird den Verkehr auf der Straße ein bisschen regulieren - und es wird weniger Unfälle geben.
Laut der Pariser Polizei hat es vergangenes Jahr rund 400 Unfälle mit E-Rollern, Elektro-Einrädern oder auch Hoverboards gegeben. Dabei wird allerdings nicht unterschieden, ob die ausgeliehen oder privater Besitz waren. Die vielen Unfälle waren aber ein wesentlicher Grund, weshalb die Stadt die Abstimmung über die Leihroller organisiert hat.
Nachteil für Menschen ohne Auto
Trotzdem hätte man die nicht gleich abschaffen müssen, meint ein junger Mann. "Ich finde das ein bisschen doof. Sie helfen vielen, die zum Beispiel kein Auto haben. Für die sind die Roller nicht schlecht. Aber vielleicht müssten die Regeln schärfer sein. Stimmt schon, dass es manchmal echt Chaos ist. Aber in anderen Ländern funktioniert es doch auch. Ich bin dagegen, dass die bald weg sind."
Abgestimmt hat er allerdings nicht: "Ehrlich gesagt, wusste ich nicht mal, dass die Abstimmung stattfindet! Ich finde, das wurde nicht wirklich kommuniziert. Die Rentenproteste und die Streiks haben einfach mehr Raum eingenommen. Und dann nur zehn Prozent, die mitgemacht haben. Wobei: Die Leute wählen generell nicht mehr so viel."
Kritik an der Organisation der Wahl
Schon vor der Abstimmung hatte es - auch vonseiten der Betreiber - Kritik daran gegeben, wie die Stadt Paris sie organisiert hat. So habe es im Voraus zu wenig Informationen gegeben und außerdem keine Möglichkeit, online abzustimmen.
David Belliard ist stellvertretender Bürgermeister von Paris und verantwortlich für Mobilität. Die Kritik will er so nicht stehen lassen: "Alle hatten die Möglichkeit, in die Wahlbüros zu kommen und abzustimmen! Aber natürlich nehmen wir die Kritik zur Kenntnis, vor allem in puncto Online-Abstimmung", so Belliard.
Es sei aber zu diesem Zeitpunkt extrem schwierig gewesen, wenn nicht sogar unmöglich, das zu organisieren und gleichzeitig eine sichere Wahl zu garantieren, rechtfertigt er die Situation. "Und aus unserer Sicht haben auch deshalb gut 100.000 Menschen mitgemacht, weil wir strenge und ernsthafte Maßstäbe angelegt haben.
Umstieg auf Fahrrad oder ÖPNV
Diese gut 100.000 Menschen sind allerdings weniger als ein Zehntel derer, die auf den Wahllisten stehen und hätten abstimmen können. So oder so: Bis zum 31. August gibt es die E-Roller zum Ausleihen in Paris noch - bis dahin läuft der Vertrag mit den drei Betreibern. Aber auch, wenn dann mit den Leih-Rollern Schluss ist, dürfen private E-Roller weiter benutzt werden. Und jetzt?
Manche Pariser hoffen, dass die Menschen sich anders fortbewegen. Die Leute, die die Leihroller genutzt haben, müssten sich jetzt darauf vorbereiten, so ein Mann zur baldigen Abschaffung. Entweder müssen sie sich selbst einen E-Roller kaufen oder sie steigen aufs Fahrrad oder den ÖPNV um.
Für gut ein Drittel der Nutzerinnen und Nutzer ersetzten die Leihroller eine Fahrt mit dem ÖPNV, sagen Studien. Fraglich ist, was passiert, wenn die tatsächlich wieder auf das - ohnehin ziemlich ausgelastete - ÖPNV-System umsteigen. Unklar ist außerdem, wie es für die rund 800 Mitarbeitenden bei den Betreiber-Firmen weitergeht.