EU-Kommission Erster RSV-Impfstoff für Babys zugelassen
Eine Infektion mit dem RS-Virus ist einer der häufigsten Gründe für einen Krankenhausaufenthalt von Kindern. Nun hat die EU-Kommission erstmals einen Impfstoff zugelassen, der Säuglinge und Menschen ab 60 schützen soll.
In den vergangenen Wintern gab es vielerorts das gleiche Bild: Überfüllte Notaufnahmen in den Krankenhäusern; Eltern, die stundenlang nach einer Kinderklinik mit freiem Platz suchen. Neben Covid-19 grassierte vor allem das RS-Virus, das besonders für Kinder und ältere Menschen gefährlich ist. Nun hat die EU-Kommission den ersten Impfstoff gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) für Säuglinge und Menschen ab 60 Jahren zugelassen.
Impfstoff soll vor schweren Krankheitsverläufen schützen
Es handelt sich um den Impfstoff "Abrysvo" des US-Pharmakonzerns Pfizer, wie die EU-Kommission mitteilte. Das Vakzin kann ab sofort in allen EU-Mitgliedsstaaten eingesetzt werden. "Vor dem anstehenden Winter und Herbst kann dieser Impfstoff dabei helfen, einige der am meisten gefährdeten Bürgerinnen und Bürger vor möglichen schweren Folgen einer RSV-Erkrankung zu schützen", erklärte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
Im Juni hatte die EU-Kommission bereits den RSV-Impfstoff des britischen Konzerns GlaxoSmithKline zugelassen, allerdings nur für Menschen ab 60 Jahren. "Dies ist der erste in der EU zugelassene RSV-Impfstoff, der nicht nur ältere Erwachsene, sondern auch Kleinkinder bereits ab der Geburt schützt", so Kyriakides.
Nach Angaben von Pfizer wird der Impfstoff der werdenden Mutter in der Schwangerschaft verabreicht. Die Antikörper gingen dann über die Plazenta in das Blut des ungeborenen Kindes über, teilte der Konzern mit. "Dadurch erhält der Säugling von Geburt an für bestimmte Zeit den Nestschutz, ist also gegen bestimmte Erreger eine Zeit lang geschützt."
Besonders für Kinder und Ältere gefährlich
Das RSV ist ein weltweit verbreiteter Erreger, der normalerweise nur milde Symptome auslöst. Er kann aber insbesondere bei Älteren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem schwere Atemwegserkrankungen verursachen. Auch Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet: Wegen der engeren Atemwege kann sich schneller eine Bronchitis entwickeln und die Infektion besonders heftig oder sogar tödlich verlaufen.
Die Erkrankung ist nach Angaben der Kommission in der EU eine der häufigsten Ursachen für einen Krankenhausaufenthalt von Kindern. Sie kann bislang nur symptomatisch behandelt werden. Der nun EU-weit zugelassene Impfstoff "Abrysvo" soll dazu beitragen, die Immunreaktion gegen das Virus zu stärken.
In den vergangenen Corona-Wintern sorgte eine RSV-Welle für überfüllte Arztpraxen und Notaufnahmen, auch in den Kinderkliniken. Einen Grund dafür sehen Ärztinnen und Ärzte im geschwächten Immunsystem durch das Maske tragen und Lockdowns. Viele Kinder waren zwei Jahre lang zu Hause ohne den Austausch von Infektionen mit anderen Kindern. Nach den Lockdowns trafen in den Kindergärten dann mehrere Jahrgänge aufeinander - mehr Kinder wurden krank als normalerweise, und die Krankheitsverläufe waren oft schwerer.