Türkei und Syrien Tote und Verletzte nach neuen Beben
Zwei neue Erdbeben haben die türkisch-syrische Grenzregion erschüttert. In der Türkei kamen dabei sechs Menschen ums Leben, auch syrische Aktivisten melden weitere Tote. Außenministerin Baerbock und Innenministerin Faeser sind in der Türkei eingetroffen.
Erneut haben Erdbeben die südosttürkische Provinz Hatay und Teile Syriens erschüttert. Nach Angaben der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu stieg die Zahl der Todesopfer in der Türkei auf sechs. Zunächst hatte der türkische Innenminister Süleyman Soylu von drei Toten gesprochen. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad teilte mit, 294 Menschen seien verletzt worden, davon 18 schwer.
Aktivisten berichten von fünf Toten in Syrien
Die Nachrichtenagentur dpa berichtet von mindestens fünf Todesopfern in Syrien und bezieht sich bei den Angaben auf Aktivisten. In den Orten Aleppo, Tartus und Hama seien Anwohner in Panik geraten und hätten etwa Herzstillstände erlitten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Unter den Todesopfern sei auch ein Kind, dessen Herz den Angaben zufolge stehen geblieben sei.
Mehr als 500 Menschen wurden den Angaben nach verletzt, davon mindestens 350 in den von der Regierung kontrollierten Regionen und 150 in den Rebellen-Gebieten. Viele Menschen seien in Panik von Gebäuden gesprungen oder von Trümmern getroffen worden. Auch der Chef der Rettungsorganisation Weißhelme, Raed al-Saleh, meldete 150 Verletzte für die syrischen Regionen, die von Rebellen gehalten werden.
Zwei Beben der Stärke 6,4 und 5,8
Laut der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad hatten am Abend - 14 Tage nach den Beben mit Zehntausenden Toten - zwei Beben im Abstand von drei Minuten die Provinz Hatay mit Stärken von 6,4 und 5,8 erschüttert.
Der Bürgermeister von Hatay in der Türkei, Lütfü Savas, warnte auf Twitter, die Erdbeben gingen weiter. Mehrere Gebäude seien eingestürzt. Einige Menschen, die bereits in ihre Wohnungen zurückgekehrt waren, steckten in den Trümmern fest. Er rief dazu auf, sich von einsturzgefährdeten Gebäuden fernzuhalten.
In der Stadt Antakya waren offenbar mehrere Menschen eingeschlossen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Auch Vizepräsident Fuat Oktay warnte Bewohnerinnen und Bewohner in Hatay davor, ihre Häuser zu betreten. Teams hätten damit begonnen, Gebäude in der Provinz zu inspizieren.
Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, das staatliche Krankenhaus in der Küstenstadt Iskenderun werde geräumt. Das Beben war auch in Jordanien, Israel, Ägypten und im Libanon zu spüren.
Prioritäten der Hilfe vor Ort verschieben sich
Erst vor zwei Wochen war es zu verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet gekommen, bei denen mehr als 47.000 Menschen ums Leben kamen.
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hatte bereits vor den erneuten Beben davor gewarnt, dass sich in den kommenden Wochen Infektionskrankheiten in den betroffenen Regionen ausbreiten könnten. Schlechte Hygienebedingungen durch die zerstörte Infrastruktur seien dabei die Ursache für den Ausbruch von Krankheiten.
Die Krankheiten könnten dabei vor allem durch verunreinigte Lebensmittel und kontaminiertes Wasser übertragen werden. Auch Atemwegsinfektionen seien ein mögliches Problem, heißt es. Sie hätten das Potenzial, Ausbrüche zu verursachen, insbesondere wenn Überlebende in provisorischen Unterkünften dicht gedrängt unterkämen. Einigen Krankheiten könnte aber durch Impfungen vorgebeugt werden, sofern entsprechende Medikamente in das Katastrophengebiet gelangten.
Baerbock und Faeser besuchen Region
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Innenministerin Nancy Faeser sind derweil im Erdbebengebiet im Südosten der Türkei eingetroffen. Bei der eintägigen Visite in der Region um die Millionenstadt Gaziantep wollen sich die beiden Politikerinnen ein Bild von der Lage vor Ort machen und der Türkei eine dauerhafte Hilfe versichern. Beide seien gekommen, "um den Menschen deutlich zu machen: unser Mitgefühl erschöpft sich nicht in Worten und es wird auch nicht nachlassen, wenn die Katastrophe und ihre Folgen in den Nachrichten von anderen Schlagzeilen verdrängt werden", erklärte Baerbock.
Zuvor hatten bereits mehrere deutsche Unternehmen und Verbände Unterstützung zugesagt - unter anderem durch Lieferungen dringend benötigter Arzneimittel und medizinischer Geräte.