Nach Gletscherabbruch Letzter Vermisster in Dolomiten tot geborgen
Sechs Tage nach dem Gletscherunglück an der Marmolata in Norditalien ist der letzte noch vermisste Alpinist tot geborgen worden. Insgesamt kamen bei dem Unglück elf Menschen ums Leben.
Die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer nach dem Gletscherabbruch in den norditalienischen Dolomiten ist auf elf gestiegen. Die Einsatzkräfte gingen am Samstag von keinen weiteren Menschen unter den Eis- und Geröllmassen am Berg Marmolata aus. Mittels DNA-Abgleichen wurden die letzten fünf Alpinisten, die als vermisst gemeldet worden waren, den Leichen zugeordnet.
Bei den Toten handelt es sich um sechs Männer und drei Frauen aus Italien sowie zwei tschechische Bergsteiger. Das jüngste Opfer war Medienberichten zufolge ein 22 Jahre alter Mann aus dem italienischen Vicenza. Acht Menschen wurden verletzt. Unter ihnen sind ein Mann und eine Frau aus Deutschland, die in einer Klinik der Provinz Belluno behandelt werden. Ihr Zustand sei stabil, hieß es zuletzt vom Krankenhaus.
Suche soll trotzdem weiter gehen
Maurizio Fugatti, der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, kündigte an, dass der Einsatz der Suchteams an dem Bergmassiv dennoch weitergehe. In den nächsten Tagen sollen drei Teams in drei unterschiedlichen Zonen des Lawinenkegels arbeiten. Bislang hatte sich die Suche auf jeweils ein Gebiet beschränkt. Auch Hunde kamen zum Einsatz. Die Einsatzkräfte suchen weitere Leichenteile und persönliche Habseligkeiten der Unfallopfer, sagte Fugatti.
Im Laufe dieser Woche waren zunächst sechs Tote von Angehörigen identifiziert worden. Die anderen fünf Leichen konnten nur durch DNA-Abgleiche den Vermissten zugeordnet werden. Diese wurden von einer Spezialeinheit der Carabinieri durchgeführt. "Zum heutigen Zeitpunkt gehen wir nicht davon aus, dass noch weitere Personen involviert waren", sagte Carabinieri-Hauptmann Giampietro Lago.
Die Toten, die im Eisstadion von Canazei unterhalb der Marmolata aufgebahrt worden waren, könnten ihren Familien übergeben werden, wenn der ermittelnde Staatsanwalt dies erlaubt. Lago ging nach dem Abschluss der DNA-Untersuchung davon aus, dass dies bald geschehe. Der Bürgermeister von Canazei hatte für Samstag einen Trauertag angeordnet, an dem sich alle Gemeinden des Fassatals beteiligen.
Klimakrise ein Grund für Gletscherabbruch
Am vorigen Sonntag war vom Gletscher auf der Nordseite der Marmolata ein massiver Brocken abgebrochen und zusammen mit Wasser und Geröll mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h ins Tal gestürzt. Dabei wurden die Alpinistinnen und Alpinisten, die auf dem normalen Weg unterwegs waren, mitgerissen. Laut Experten waren die hohen Temperaturen der vergangenen Tage und Wochen, die mit dem Klimawandel zusammenhängen dürften, ein Grund für das Unglück.