Nach Angriff in Gefängnis Korsischer Separatist Colonna gestorben
Der korsische Separatistenführer Colonna ist seinen schweren Verletzungen erlegen, nachdem er zuvor im Gefängnis von einem Mithäftling attackiert worden war. Der Vorfall hatte heftige Ausschreitungen in Korsika ausgelöst.
Der korsische Separatist Yvan Colonna ist nach rund dreiwöchigem Koma infolge eines Angriffs durch einen Mitgefangenen gestorben. Wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Bezug auf seinen Anwalt berichtete, starb er in einem Krankenhaus in Marseille. Der 61-jährige Colonna war Anfang März in seinem Gefängnis im südfranzösischen Arles von einem anderen Insassen attackiert und lebensgefährlich verletzt worden.
Tagelange heftige Ausschreitungen
Der Angreifer wurde 2015 wegen Dschihadismus verurteilt und war wegen seiner Gewaltbereitschaft bekannt. Er war von Wärtern in den Sportraum des Gefängnisses gebracht worden, um diesen zu reinigen. Dort trainierte Colonna. Die Wärter ließen die beiden allein; dann kam es zu dem Überfall. Nach Behördenangaben könnte es ein islamistisches Motiv für den Angriff geben. Der Korse sei ein eher einsamer und zurückhaltender Gefangener gewesen, teilte die Leitung der Haftanstalt mit.
Auf Korsika kam es nach dem Angriff zu tagelangen schweren Ausschreitungen, bei denen Dutzende Menschen verletzt wurden. Demonstranten warfen den französischen Behörden vor, mitschuldig an dem Angriff auf Colonna zu sein, weil sie ihn entgegen seiner Bitte nicht in ein Gefängnis auf Korsika verlegt hatten. Wegen der Unruhen stellte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron in der vergangenen Woche eine Debatte über eine Autonomie der Insel in Aussicht.
Tausende Menschen demonstrierten auf Korsika, manche warfen Steine oder Molotow-Cocktails.
Verurteilung wegen Mordes
Colonna, ein korsischer Schäfer, wird auf Korsika von vielen als Held des Kampfes für die Unabhängigkeit der Insel von Frankreich betrachtet. Er war wegen der Ermordung des Präfekten Claude Erignac im Februar 1998 schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Colonna hatte die Tat stets bestritten und war bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) gezogen. Die Straßburger Richter wiesen seine Klage jedoch als nicht zulässig ab.
Eine Gruppe korsischer Nationalisten hatte Erignac am 6. Februar 1998 in Ajaccio auf offener Straße erschossen, als er mit seiner Frau zu einem Konzert gehen wollte. Ein Jahr nach dem Mord bezichtigten mehrere Mitglieder des korsischen Kommandos Colonna der Tat. Später zogen sie ihre Aussagen zurück und erklärten, die Polizei habe sie bei den Verhören unter Druck gesetzt.
Das Verhältnis zwischen Korsika und der Regierung in Paris gilt seit langem als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, oft mit Gewalt. Die Untergrundorganisation FLNC legte 2014 die Waffen nieder.