Türkei Bosporus nach Minenalarm vorübergehend gesperrt
Die Türkei hat nach der Entdeckung einer Seemine weitgehend den Schiffsverkehr auf dem Bosporus mehrere Stunden ausgesetzt. Woher die Mine kommt, ist unklar. Die Behörden nahmen mit ukrainischer und russischer Seite Kontakt auf.
Das türkische Militär hat nach eigenen Angaben eine vor der Schwarzmeerküste von Istanbul treibende Seemine kontrolliert zur Explosion gebracht. Verteidigungsminister Hulusi Akar sagt, es habe sich um eine Mine älteren Typs gehandelt. Er sei deswegen im Kontakt mit russischen und ukrainischen Behörden.
Mehrere Stunden gesperrt
Nach der Entdeckung war der Bosporus für mehrere Stunden für den Nord-Süd-Verkehr - und damit für große Handelsschiffe - gesperrt worden. Der Verkehr wurde türkischen Behördenangaben zufolge nach rund vier Stunden wieder aufgenommen.
Moskau hatte vergangene Woche vor treibenden Seeminen im Schwarzen Meer gewarnt. Es gab zunächst keine Angaben dazu, ob in diesem Fall ein Zusammenhang bestand. Die Türkei sei mit ukrainischer und russischer Seite in der Angelegenheit in Kontakt, wurde Akar weiter zitiert.
Experten warnten vor Gefahr für Istanbul
Das türkische Verteidigungsministerium hatte zunächst angegeben, es sei ein im Wasser treibendes "minen-ähnliches Objekt" nördlich von Istanbul entdeckt worden. Türkische Medien zeigten Bilder und Videos eines dunklen runden Gegenstandes an der Wasseroberfläche im nördlichen Teil des Bosporus am Ausgang zum Schwarzen Meer.
Schiffe waren zwischenzeitlich aufgefordert worden, an beiden Eingängen der Meerenge anzuhalten, wie ein Beamter der Direktion für Küstensicherheit der Nachrichtenagentur dpa sagte.
Experten warnen im Fall einer Kollision eines Gas- oder Öltankers mit einer Mine vor einer großen Gefahr für Istanbul und vor einer Umweltkatastrophe.
Wichtige Durchfahrtstraße für Handelsschiffe
Der Bosporus ist eine wichtige Durchfahrtsstraße für Handelsschiffe, die Mittelmeer und Schwarzes Meer verbindet. Sie wird türkischen Behördenangaben zufolge jährlich im Durchschnitt von mehr als 40.000 Schiffen passiert.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte gewarnt, die ukrainische Marine habe die Häfen Odessa, Otschakiw, Tschornomorsk und Piwdenny vermint. Einige der verankerten Seeminen hätten sich im Sturm losgerissen. Schlimmstenfalls könnten sie durch die türkischen Meerengen ins Mittelmeer treiben. Die Ukraine bestreitet, Seeminen ausgebracht zu haben.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Das auf Schifffahrt spezialisierte ukrainische Portal BlackSeaNews berichtete dagegen, die russische Schwarzmeerflotte habe die Seeminen auf der Route zwischen Odessa und dem Bosporus gelegt. Unabhängige Bestätigungen dafür gab es nicht.
Seit dem russischen Angriff vom 24. Februar liegt die Schifffahrt im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres ohnehin zwangsweise still. Vor den Küsten der EU-und NATO-Mitglieder Rumänien und Bulgarien ist nur wenig Verkehr zu sehen.
Mit Informationen von Karin Senz, ARD-Studio Istanbul