Video im Staatsfernsehen Belarus führt zum Tode verurteilten Deutschen vor
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass in Belarus ein Deutscher wegen angeblichem Terrorismus zum Tode verurteilt wurde. Das Staats-TV zeigte nun ein Video, in dem er um Gnade bittet. Die genauen Umstände sind unklar.
Ein in Belarus zum Tode verurteilter Deutscher hat Machthaber Alexander Lukaschenko in einem vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlten Video um Gnade gebeten. Er war den Behörden in Minsk zufolge unter anderem wegen Terrorismus im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes verurteilt worden.
"Ich bekenne mich schuldig, definitiv", sagte er. Über die Umstände der Aufnahmen ist nichts bekannt. Videos dieser Art von Verurteilten sind keine Seltenheit in Belarus und entstehen laut Menschenrechtsaktivisten häufig unter Zwang.
"Ich hoffe wirklich, dass Präsident Lukaschenko mir verzeihen und mich begnadigen wird", zitierte die russische Nachrichtenagentur Tass den Mann weiter. Er sagte zudem, er fühle sich von der Bundesregierung im Stich gelassen. Diese tue nichts für seine Rettung.
Mann soll für die Ukraine gearbeitet haben
Der Deutsche gab an, der ukrainische Sicherheitsdienst SBU habe ihn beauftragt, im Oktober 2023 militärische Anlagen in Belarus zu fotografieren und ihn zu einem Ort geführt, an dem er einen Rucksack fand, den er an einem Bahnhof südöstlich von Minsk auf den Gleisen abgestellt habe.
Der Rucksack explodierte noch vor der Ankunft eines Zuges, niemand wurde verletzt. "Ich bedauere zutiefst, was ich getan habe und bin erleichtert, dass es keine Verletzten gab", sagte der Mann Tass zufolge.
Der Mann war offenbar seit November 2023 in Haft und wurde bereits am 24. Juni verurteilt, wie die belarusische Menschenrechtsorganisation Wjasna zuvor unter Berufung auf nicht genannte Quellen mitgeteilt hatte. Demnach hängt die Verurteilung mit dem Kastus-Kalinouski-Regiment zusammen. Dieses besteht aus belarusischen Bürgern, die an der Seite der Ukraine gegen die russische Armee kämpfen.
Auswärtiges Amt verurteilt Todesstrafe
Aus Belarus hieß es, dass es Gespräche mit der Bundesregierung über den Deutschen gebe. Der belarusische Außenamtssprecher Anatoli Glas erklärte, Minsk habe Berlin "konkrete Lösungen" vorgeschlagen, um die Situation des Deutschen zu ändern.
Das Auswärtige Amt äußerte sich zu einem Verhandlungsangebot nicht. Es teilte bereits vergangene Woche mit, dass es den Mann zusammen mit dem Konsulat in Minsk konsularisch betreue und sich "intensiv gegenüber den belarussischen Behörden für ihn" einsetzen würde. Die Todesstrafe sei "eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehnt".
Zahlreiche Festnahmen angeblicher Saboteure
Belarus wird seit 1994 von Lukaschenko mit harter Hand regiert. Es ist das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe noch verhängt und vollstreckt wird. Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine wurden zahlreiche Menschen in Russland und Belarus wegen des Vorwurfs festgenommen, ukrainische Agenten oder von Kiew bezahlte Saboteure zu sein.