Berichterstattung über Proteste Prominenter Journalist in Belarus festgenommen
Belarusische Behörden haben den Journalisten Karnei festgenommen - ohne Begründung. Er arbeitet für den US-finanzierten Sender "Radio Free Europe/Radio Liberty". Laut einer NGO dürfen ihn weder Familie noch Anwälte besuchen.
In Belarus ist ein Journalist des US-finanzierten Senders "Radio Free Europe/Radio Liberty" verhaftet worden. Der belarusische Journalistenverband teilte nach Informationen der Nachrichtenagentur AP mit, Ihar Karnei sei am Montag in der Hauptstadt Minsk abgeführt worden. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung und beschlagnahmte Telefone und Computer, sagte seine Tochter Polina Karnei.
Die älteste und bekannteste Menschenrechtsorganisation in Belarus, Viasna, berichtete, dass Karnei in die Untersuchungshaftanstalt Okrestino gebracht wurde, die für ihre harten Bedingungen und die Folter von Gefangenen berüchtigt ist. Laut Viasna haben weder Anwälte noch Familienangehörige Zugang zu Karnei.
Die Behörden legten keine Begründung für die Verhaftung und die Durchsuchung vor. Der Sender "Radio Free Europe/Radio Liberty" wird in Belarus als extremistisch eingestuft. Die Zusammenarbeit mit dem Sender und die Verbreitung seiner Inhalte wird mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft. Karnei arbeitet seit 2000 für den belarusischen und russischen Dienst des Senders. Allerdings waren seine Beiträge in den vergangenen Jahren nicht mehr mit seinem Namen gekennzeichnet.
Repressionen gegen Journalisten und Aktivisten
Karnei ist nicht der einzige politische Gegner in belarusischen Gefängnissen. "Verhaftungen, Durchsuchungen und Folter in Haftanstalten in Belarus gehen weiter", teilte die Menschenrechtsgruppe Viasna kürzlich in einer Erklärung mit. "Politische Gefangene werden unter Druck gesetzt, und unabhängige Nachrichtenprodukte werden als extremistisch eingestuft." Derzeit sind in Belarus nach Angaben der Nachrichtenagentur AP 36 Journalistinnen und Journalisten inhaftiert.
Nach der Präsidentschaftswahl im August 2020 wurde Amtsinhaber Alexander Lukaschenko für eine sechste Amtszeit bestätigt. Seitdem sind Journalisten und Aktivisten massiven Repressionen ausgesetzt. Es kam zu Massenprotesten, an denen zeitweise mehr als 100.000 Menschen teilnahmen. Die Behörden nahmen mehr als 35.000 Menschen fest. Auch Karnei wurde während seiner Berichterstattung über die Proteste mehrmals festgenommen.