Britisches Parlament Babys im Unterhaus unerwünscht
Das britische Parlament hat die Abgeordneten in einer Weisung aufgefordert, möglichst ohne Babys zu Sitzungen zu erscheinen. Die könnten für "einige Verwirrung" sorgen. Es sind allerdings Ausnahmen möglich.
Die britischen Abgeordneten sollen ihren Nachwuchs möglichst nicht mit ins Unterhaus, in Ausschüsse oder die Westminster Hall bringen, wenn sie dort die Abläufe verfolgen oder sich einbringen wollen - so heißt es in einer veröffentlichten Weisung des zuständigen Ausschusses. Es dürfe allerdings eine Art "Ermessensspielraum" geben, der von den jeweiligen Vorsitzenden "sparsam" angewendet werden solle.
Labour-Abgeordnete bringt seit Jahren Baby mit
Die Regeln waren auf Bitten des Unterhaussprechers Lindsay Hoyle neu geprüft worden, nachdem die Labour-Abgeordnete Stella Creasy sich über eine mahnende Mail der Parlamentsverwaltung empört hatte. Sie hatte zuvor in verschiedenen Jahren gelegentlich ihre Babys mitgebracht und war sogar für deren gutes Benehmen gelobt worden. Die Politikerin rief dazu auf, mehr Teilhabe für Abgeordnete mit kleinen Kindern zu ermöglichen.
Nach der Veröffentlichung der neuen Weisung kritisierte Creasy, der zuständige Ausschuss habe dafür keinerlei externe Meinungen eingeholt. "Veränderung kommt nur zustande, wenn wir denen zuhören, die sich außerhalb des Status Quo befinden", sagte sie.
Schon im Sommer 2020 brachte Creasy ihr Baby mit ins Parlament.
Keine Störung, aber "einige Verwirrung"
In der Begründung des Ausschusses hieß es, dass Babys grundsätzlich nicht in der Kammer dabei sein sollten, sei langjährige Praxis. Zwar habe es Fälle gegeben, in denen Abgeordnete ihren Nachwuchs mitgebracht hätten, ohne dass es die Abläufe gestört hätte - allerdings habe es doch zu "einiger Verwirrung" und zu einer Schere zwischen den Regeln und der Praxis geführt.
Hofreiter leitet Ausschusssitzung mit Kind
In Deutschland wurde kürzlich ebenfalls über Babys im Bundestag diskutiert, nachdem der Grünen-Politiker Anton Hofreiter seinen kleinen Sohn mit in eine Ausschusssitzung genommen hatte. Hofreiter hatte die Sitzung sogar geleitet, während sein Sohn mit einem Spielzeugauto auf dem Tisch spielte. In den sozialen Medien begrüßten einige das als "fortschrittlich", andere hingegen kritisierten, der Grünen-Abgeordnete wolle nur Werbung in eigener Sache machen.
Hofreiter selbst hatte sein Kind bereits früher mit zur Arbeit genommen und im Kinderwagen durch die Flure des Bundestags geschoben.
Hofreiter leitete während er seinen Sohn dabei hatte schon Ausschusssitzungen.