Norwegen Fünf Tote nach Angriff mit Pfeil und Bogen
Norwegen ist von einer Gewalttat erschüttert worden: Ein Mann schoss am Abend in der Stadt Kongsberg mit Pfeil und Bogen auf Menschen. Es gab fünf Todesopfer und zwei Verletzte. Der Täter wurde gefasst - sein Motiv ist bislang unklar.
Eine Gewalttat mit fünf Toten und zwei Verletzten hat in Norwegen Trauer und Fassungslosigkeit ausgelöst. Am Abend griff ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Mann in der südnorwegischen Kleinstadt Kongsberg Menschen an. Der mutmaßliche Täter konnte gefasst werden. Bei ihm handele es sich um einen 37-jährigen Dänen, der in Kongsberg lebe, teilte die Polizei am frühen Morgen mit.
Die Ermittler gehen davon aus, dass er allein gehandelt hat. Die Hintergründe der Tat sind bislang unklar. Auch ein terroristisches Motiv konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden.
Tat am Vorabend des Regierungsantritts der Sozialdemokraten
Der Vorfall ereignete sich am Vorabend des Regierungsantritts des neuen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Der Sozialdemokrat zeigte sich schockiert. "Das, was wir heute Abend aus Kongsberg hören mussten, zeugt davon, dass eine grausame und brutale Tat begangen worden ist", sagte er am späten Abend der Nachrichtenagentur NTB.
Auch die scheidende Regierungschefin Erna Solberg brachte ihre Anteilnahme zum Ausdruck. "Unsere Gedanken gehen zuallererst an die Betroffenen und ihre Angehörigen", sagte sie auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Oslo. Sie wird am Donnerstag nach ihrer Wahlniederlage vor einem Monat von Støre an der Regierungsspitze abgelöst. Auswirkungen auf den Regierungswechsel habe die Tat nicht, sagte Solberg.
Mutmaßlicher Täter in Haft
Die Angriffe ereigneten sich nach Angaben der Polizei an mehreren Orten in der Stadt. Der Täter habe sich über ein größeres Gebiet hinweg bewegt, teilten die Ermittler mit. Das Zentrum der Stadt wurde weiträumig abgeriegelt. Der Polizei sei um 18.13 Uhr von mehreren Personen gemeldet worden, dass sich ein Bewaffneter durch die Stadt bewege und mit Pfeil und Bogen auf Menschen schieße, sagte der zuständige Polizeichef Øyvind Aas. Mehrere Medien berichteten von einem Supermarkt als einem Ort des Geschehens.
Der Angreifer konnte nach Polizeiangaben rund eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf festgenommen werden. Bei einem der Verletzten handelte sich um einen Polizisten, der aber zum Tatzeitpunkt nicht im Dienst war, wie Aas mitteilte. Über die weiteren Opfer gibt es keine genaueren Angaben. Die Verletzten werden derzeit auf der Intensivstation eines Osloer Krankenhauses behandelt, schweben jedoch nicht in Lebensgefahr.
Wohnung und Computer durchsucht
Am Abend durchsuchte die Polizei die Wohnung des Tatverdächtigen und seine Computer. Gleichzeitig wurde der - so die Ermittler - großflächige Tatort, ein Wohngebiet der Kleinstadt, aufwendig durchsucht. "Im Hinblick auf den Tathergang müssen wir natürlich prüfen, ob es sich um ein Terrorattentat handeln kann", so Aas. "Der Festgenommene ist noch nicht verhört, und es ist daher noch zu früh zu sagen, welche Motive und Absichten die Person hatte."
Bewohner der Stadt waren einige Stunden später immer noch fassungslos: "Es war eine sehr unwirkliche Situation - es kamen eine Menge Polizeiwagen und Rettungswagen, Hubschrauber und die Bereitschaftstruppe, es war sehr sehr viel."
Angriff zehn Jahre nach dem Breivik-Massaker
Der Vorfall weckt schlimme Erinnerungen: Vor gut zehn Jahren erlebte Norwegen den schwersten Terroranschlag seiner modernen Geschichte. Am 22. Juli 2011 zündete der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik zunächst im Osloer Regierungsviertel eine in einem Transporter versteckte Bombe und tötete dabei acht Menschen.
Danach fuhr er zur etwa 30 Kilometer entfernten Insel Utøya, wo er sich als Polizist ausgab und das Feuer auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen Sommerlagers der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei eröffnete. 69 Menschen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, kamen auf Utøya ums Leben.
Breivik nannte rechtsextreme und islamfeindliche Motive für seine Taten. Er wurde im August 2012 zu der damaligen Höchststrafe von 21 Jahren mit einer Mindesthaftzeit von zehn Jahren verurteilt.