Terroranschlag nahe Moskau Putin spricht von "barbarischem" Terrorakt
Der russische Präsident Putin hat sich erstmals zum Anschlag auf einen Konzertsaal bei Moskau geäußert. Den Angriff bezeichnete er als "barbarische terroristische Tat". Alle Angreifer seien festgenommen worden.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat den tödlichen Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau als "barbarische terroristische Tat" verurteilt. In einer Fernsehansprache sagte Putin, alle Angreifer seien festgenommen worden und hätten versucht, in die Ukraine zu fliehen. Alle Verantwortlichen für den Angriff würden "bestraft".
Zuvor hatte der russische Geheimdienst FSB mitgeteilt, dass elf Personen im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen worden seien. Laut der Nachrichtenagentur Interfax sollen vier der Festgenommen verdächtigt werden, direkt an dem Angriff beteiligt gewesen zu sein. Nach Angaben des russischen Innenministeriums soll es sich bei den vier mutmaßlichen Attentätern um Ausländer handeln. Die Festgenommenen seien keine Russen, teilte das Ministerium mit.
In seiner Fernsehansprache kündigte Putin zudem einen nationalen Trauertag für Russland an. Dieser sei für Sonntag angesetzt.
Putin stellt Verbindung zur Ukraine in den Raum
Putin deutete in seiner Rede an, dass es eine Verbindung zwischen der Ukraine und dem Terroranschlag auf die Konzerthalle geben könnte. Die Täter hätten vorgehabt, die Grenze in die Ukraine zu überqueren, so Putin. Beweise dafür legte er nicht vor. In ganz Russland seien nach der Tat, zu der sich die Terrororganisation "Islamischer Staat" bekannte, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erlassen worden.
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR wies die Behauptungen Putins zurück. Die Anschuldigung, dass vier Täter nach dem Verbrechen am Freitagabend von Russland aus die Grenze zur Ukraine hätten überqueren wollen, sei eine "absolut falsche und absurde Aussage", sagte HUR-Vertreter Andrij Jussow laut ukrainischen Medien. "Dafür muss man kein Experte für Sicherheitsfragen sein", führte Jussow demnach aus: "Seit mehr als zwei Jahren dauert die Vollinvasion an, die Grenzgebiete sind voller feindlicher Truppen, Spezialagenten, Vertretern von Geheimdiensten und Sicherheitskräften. Die Grenzlinie ist vermint, sie wird mit allen Mitteln überwacht - darunter Luftaufklärung von beiden Seiten." Jussow beschuldigte den Kreml zudem, die Tragödie in Moskau nutzen zu wollen, um Repressionen im eigenen Land weiter zu verschärfen.
Die ukrainische Führung hatte zuvor ähnliche Äußerungen des FSB, wonach die Verdächtigen Kontakt in die Ukraine gehabt haben sollen, als "absurd" zurückgewiesen. "Es war klar, dass die Version der russischen Verantwortlichen 'die ukrainische Spur' sein würde", erklärte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak im Onlinedienst X. "Die Erklärungen der russischen Dienste in Bezug auf die Ukraine sind völlig unhaltbar und absurd." Die Ukraine habe nicht die geringste Verbindung zu dem Vorfall. Auch die USA sehen eigenen Angaben zufolge keine Hinweise auf eine ukrainische Beteiligung an dem Attentat.
"Islamischer Staat" zeigt Fotos der angeblichen Attentäter
Der IS teilte auf Telegram mit, Kämpfer hätten "eine große Zusammenkunft (...) am Rande der russischen Hauptstadt Moskau" angegriffen. Der IS-Propagandakanal Amak veröffentliche zudem verpixelte Fotos, die die angeblichen Attentäter zeigen sollen. Auf einem Bild waren vier Personen mit unkenntlich gemachten Gesichtern zu sehen. Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen "schweren Schlag" versetzt, hieß es in der Mitteilung. Der Angriff habe "Tausenden Christen in einer Musikhalle" gegolten.
Von unabhängiger Seite wurde bisher nicht bestätigt, dass der IS hinter dem Attentat steht. Das Bekennerschreiben der Miliz wurde jedoch vom Terrorexperten Peter Neumann vom King's College in London als echt bewertet.
Mindestens 133 Tote gemeldet
Die Zahl der Menschen, die bei den Angriff getötet wurden, stieg auf 133, wie das Staatliche Ermittlungskomitee mitteilte. Nach wie vor gibt es unterschiedliche Angaben zur Zahl der Verletzten. Das Ministerium sprach von mindestens 100 verletzten Personen, in Medien war von bis zu 145 Verletzten die Rede. Die Bergungsarbeiten in der Konzerthalle könnten noch Tage andauern, unter den Trümmern wurde weiter nach Opfern gesucht, wie der Gouverneur der Region Moskau, Andrej Worobjow, im Onlinedienst Telegram mitteilte. Die Zahl der Toten könnte demnach noch steigen.
Mehrere bewaffnete Attentäter waren am Freitag in die "Crocus City Hall" eingedrungen, in der gerade ein Konzert der russischen Band "Piknik" aus Sankt Petersburg beginnen sollte. Die Halle bietet Sitzplätze für Tausende Zuschauer. Laut der Nachrichtenagentur Interfax sollen zwei bis fünf Attentäter an dem Anschlag beteiligt gewesen sein und das Feuer auf die Gäste eröffnet haben. Zudem gab es eine Explosion, in der Konzerthalle brach ein Feuer aus, das sich auf die oberen Stockwerke und das Dach ausbreitete.
Zum Terroranschlag bei Moskau sendet das Erste am Abend einen Brennpunkt - um 20.15 Uhr direkt nach der tagesschau.