Ermittlungen nach Anschlag Russland meldet Festnahmen mehrerer Verdächtiger
Nach dem Angriff auf die Konzerthalle bei Moskau sind nach russischen Angaben elf Personen festgenommen worden. Durch das Attentat wurden mehr als 100 Menschen getötet. Russland ermittelt wegen eines Terroranschlags.
Nach dem tödlichen Angriff in einer Konzerthalle nahe Moskau wurden am Morgen elf Personen festgenommen. Das teilte der russische Geheimdienst FSB mit. Laut der Nachrichtenagentur Interfax sollen vier der Festgenommen verdächtigt werden, direkt an dem Angriff beteiligt gewesen zu sein. Zu der Tat hatte sich bereits am Freitagabend die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" bekannt.
Mehrere bewaffnete Attentäter waren am Freitag in die "Crocus City Hall" eingedrungen, in der gerade ein Konzert der russischen Band "Piknik" aus Sankt Petersburg beginnen sollte. Die Halle bietet Sitzplätze für Tausende Zuschauer. Laut der Nachrichtenagentur Interfax sollen zwei bis fünf Attentäter an dem Anschlag beteiligt gewesen sein und das Feuer auf die Gäste eröffnet haben. Zudem gab es eine Explosion, in der Konzerthalle brach ein Feuer aus, das sich auf die oberen Stockwerke und das Dach ausbreitete.
Zahl der Todesopfer auf mehr als 100 gestiegen
Die Zahl der Menschen, die durch den Anschlag ums Leben kamen, ist auf 115 angestiegen, wie das Staatliche Ermittlungskomitee mitteilte. Zuvor hatte das russische Gesundheitsministerium noch von mehr als 90 getöteten Konzertgästen gesprochen, auch drei Kinder seien in der Nacht aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen gestorben.
Nach wie vor gibt es unterschiedliche Angaben zur Zahl der Verletzten. Das Ministerium sprach von mindestens 100 verletzten Personen, in Medien war von bis zu 145 Verletzten die Rede.
"Islamischer Staat" bekennt sich zu Attentat
Zu den möglichen Hintergründen der Tat ist bisher nichts bekannt. Wie der Inlandsgeheimdienst FSB der Nachrichtenagentur Interfax mitteilte, sollen vier der elf festgenommenen Personen Kontakt in die Ukraine haben. Sie seien auf dem Weg zur ukrainischen Grenze gewesen, als sie gefasst worden seien. Die Ukraine hatte eine Verwicklung in den Anschlag vehement bestritten, auch die USA sehen eigenen Angaben zufolge keine Hinweise auf eine ukrainische Beteiligung an dem Attentat.
Kurz nach dem Angriff hatte sich der "Islamischer Staat" (IS) zu der Tat bekannt. Die Dschihadistenmiliz teilte auf Telegram mit, Kämpfer hätten "eine große Zusammenkunft (...) am Rande der russischen Hauptstadt Moskau" angegriffen. Von unabhängiger Seite wurde bisher nicht bestätigt, dass der IS hinter dem Attentat steht. Das Bekennerschreiben der Miliz wurde jedoch vom Terrorexperten Peter Neumann vom King's College in London als echt bewertet.
"Blutiges terroristisches Attentat"
Das russische Außenministerium nannte den Angriff ein "blutiges terroristisches Attentat". "Die gesamte Weltgemeinschaft muss dieses verabscheuungswürdige Verbrechen verurteilen", schrieb Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa in Telegram.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow teilte mit, dass Russlands Präsident Wladimir Putin sich "seit den ersten Minuten" über die Geschehnisse habe informieren lassen. Später ließ Putin über die stellvertretende Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa mitteilen, er wünsche den Verletzten des Anschlags baldige Genesung und danke den Ärzten für ihren Einsatz.
Die Chefin des Föderationsrats - dem Oberhaus des russischen Parlaments - Valentina Matwijenko, drohte den Verantwortlichen des Anschlags mit Vergeltung. "Diejenigen, die hinter diesem fürchterlichen Verbrechen stehen, werden die verdiente und unausweichliche Strafe dafür erhalten", schrieb sie auf Telegram. Der Staat werde zugleich alles tun, um den Hinterbliebenen zu helfen.
Medien berichten über erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin sprach von einer großen Tragödie. Er sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Sobjanin ergänzte, alle Sport-, Kultur- und sonstigen Veranstaltungen in Moskau seien für das Wochenende abgesagt worden. Auch Museen und Theater in der russischen Hauptstadt kündigten an, vorübergehend zu schließen.
Wie das russische Staatsfernsehen berichtete, wurden in mehreren Großstädten des Landes sowie am Flughafen in Moskau die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Der Nachrichtenagentur Tass zufolge soll der Rote Platz im Zentrum von Moskau abgeriegelt worden sein.
Das Auswärtige Amt aktualisierte infolge des Angriffs seine Reise- und Sicherheitshinweise. Die Behörde rief dazu auf, die Gegend um den Anschlagsort großräumig zu meiden und den Anweisungen von Sicherheitskräften Folge zu leisten. Nach dem Attentat gelte in Moskau sowie in Sankt Petersburg die höchste Terrorwarnstufe, darum sei auf Flughäfen, Bahnhöfen, in der Metro und im gesamten öffentlichen Raum "mit stark intensivierten Sicherheitsmaßnahmen" zu rechnen.