Amnesty International Zahl der Hinrichtungen steigt weltweit wieder
In vielen Staaten wurden 2021 wieder mehr Todesurteile vollstreckt, berichtet Amnesty International. Insgesamt seien 579 Menschen hingerichtet worden - 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Es gebe aber auch positive Signale.
Enthauptung, Erhängen, Giftinjektion oder Erschießen: Nach Angaben von Amnesty International wurden im Jahr 2021 mindestens 579 Menschen in 18 Ländern auf diese Weise hingerichtet. Das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr, als mit 483 Exekutionen ein Rekordtief gemeldet worden war, heißt es in dem Bericht der Menschenrechtsorganisation. Knapp ein Viertel der hingerichteten Personen waren 2021 demnach Frauen.
Allerdings sei wegen fehlender Daten von einer deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen. Trotz des Anstiegs ist dies nach Amnesty-Angaben die zweitniedrigste Zahl an dokumentierter Exekutionen weltweit seit 2010.
81 Exekutionen an einem Tag
Amnesty International geht davon aus, dass mit Abstand die meisten Hinrichtungen in China stattfanden. Die chinesische Regierung behandele diese Daten aber als Staatsgeheimnis, so dass Zahlen über Todesurteile und Vollstreckungen in China nicht in der Bilanz zur Todesstrafe enthalten seien, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Amnesty geht aber von Tausenden von Exekutionen aus. Auch aus Nordkorea und Vietnam fehlten die Zahlen in der Bilanz, weil es keine staatlichen Statistiken und unabhängige Informationen gebe. Amnesty nimmt jedoch an, dass auch diese beiden Staaten 2021 "übermäßig stark" auf die Todesstrafe zurückgriffen.
Die Länder mit der höchsten Zahl an bekannt gewordenen Hinrichtungen sind Iran (mindestens 314), Ägypten (mindestens 83), Saudi-Arabien (65) und Syrien (mindestens 24). In Saudi-Arabien seien dabei die Hinrichtung im Vergleich zum Vorjahr um 140 Prozent angestiegen - in einem Trend, der sich in diesem Jahr bereits fortgesetzt habe mit 81 Exekutionen an einem einzigen Tag im März. Belarus, Japan und die Vereinigten Arabischen Emirate nahmen dem Bericht zufolge nach Unterbrechungen im Vorjahr wieder Hinrichtungen auf. Im Gegensatz zu 2020 dokumentierte Amnesty International in Indien, Katar und Taiwan 2021 keine Exekutionen.
2052 neue Todesurteile
Der weltweite Anstieg sei besonders auf die Zunahme an Exekutionen wegen Drogendelikten im Iran zurückzuführen. Nach dem Ende von Verzögerungen und Einschränkungen bei Strafverfahren wegen Corona seien 2021 mindestens 2052 neue Todesurteile in 56 Ländern verhängt worden, heißt es in dem Bericht. Einige Staaten hätten verstärkt auf die Todesstrafe als Mittel der Repression zurückgegriffen, wie etwa Myanmar.
Trotz der gestiegenen Zahlen geht der internationale Trend laut Amnesty in Richtung einer Abschaffung der Todesstrafe. Nur noch eine "isolierte Minderheit" von Staaten erlaube die Todesstrafe. Im vergangenen Jahr hätten Sierra Leone, Kasachstan oder Papua-Neuguinea die Abschaffung auf den Weg gebracht, weitere Länder hätten den Prozess eingeleitet. Ende 2021 war laut Amnesty in 144 Ländern die Todesstrafe im Gesetz oder in der Praxis außer Vollzug gesetzt.