Staatsdoping in Russland Das Hintertürchen zu Olympia
Das IOC hat für russische Leichtathleten ein Hintertürchen zu Olympia geöffnet. Dies betreffe jedoch nur wenige Sportler, sagte ARD-Dopingexperte Seppelt in der online-Ausgabe der tagesthemen. Für die Enthüllerin des Staatsdopings schwinden die Hoffnungen auf Rio.
Nachdem das IOC russischen Leichtathleten doch eine Olympia-Teilnahme in Aussicht gestellt hat, will dies nun auch der Internationale Leichtathletikverband IAAF. Nachweislich saubere russische Leichtathleten sollten in Rio unter ihrer Landesflagge starten dürfen, teilte der Verband mit. Erst am vergangenen Freitag hatte der IAAF lediglich eine Teilnahme unter neutraler Fahne ins Spiel gebracht.
Voraussetzung für eine Teilnahme in Rio ist laut IOC, dass die Sportler sich außerhalb des maroden Anti-Doping-Systems Russlands aufhalten und testen lassen.
ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt, der mit seinen Recherchen das russische Staatsdoping öffentlich gemacht hatte, äußerte sich in der online-Ausgabe der tagesthemen zu den neuen Entwicklungen und stellte klar: "Die russischen Leichtathleten bleiben suspendiert und dürfen nicht an Olympia teilnehmen." Lediglich eine kleine Gruppe von im Ausland lebenden Sportlern dürften teilnehmen.
Kaum Hoffnung für Whistleblowerin Stepanova
Doch für eine der wichtigsten Figuren im Dopingskandal dürfte nach aktuellem Stand die Tür zu Olympia dennoch geschlossen bleiben. Die 800-Meter-Läuferin Julia Stepanova, die als Whistleblowerin über das Staatsdoping ausgepackt hatte, lebt und trainiert in den USA und würde damit die Kriterien des IOC erfüllen. Da allerdings das Nationale Olympische Komitee in Moskau die Athleten für die Spiele nominieren muss, hat sie vermutlich keine Chance. Nach ihren Enthüllungen wurde Stepanova in Russland als Verräterin bezeichnet.
Laut Seppelt könnte allerdings das IOC Stepanova selber nominieren und so ihre Verdienste im Kampf gegen Doping honorieren. Das dies jedoch wirklich passiert, "kann ich mir nicht vorstellen", sagte Seppelt. Dafür sei IOC-Boss Bach zu eng mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verbunden.
Auch Kenia im Fokus der Dopingermittler
Auf dem IOC-Summit rückte neben Russland ein weiteres Land in den Fokus. Nach dem Willen von Bach sollen auch Sportler aus Kenia genauer überprüft werden. Bach formulierte einen Doping-Generalverdacht gegen die ostrafrikanischen Athleten.
Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Kenia reagierte gelassen. "Wir sind offen für jeden, der unsere Athleten testen will", sagte Kipchoge Keino. Man werde alle von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA geforderten Regelungen erfüllen. Seit 2012 sind 40 kenianische Läufer des Dopings überführt worden, derzeit sind 18 Athleten noch gesperrt.