EU und USA Geburtenrate geht in der Pandemie zurück
In mehreren EU-Staaten und in den USA sind seit Beginn der Corona-Pandemie weniger Babys geboren worden, wie eine UN-Studie zeigt. Die wirtschaftliche Unsicherheit könnte auch die Frage nach der Familiengründung beeinflusst haben.
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Geburtenrate in einigen Ländern der EU sowie in mehreren US-Bundesstaaten zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), über die die Nachrichtenagentur dpa berichtete und die am Wochenende offiziell veröffentlicht werden soll.
Untersucht wurden Daten aus insgesamt 19 EU-Staaten und den USA. Dabei wurde laut UN deutlich, dass es seit Oktober des vergangenen Jahres im Vergleich zu Vorjahresmonaten "starke Geburtenrückgänge" gegeben habe. In den EU-Ländern sank die Zahl der neugeborenen Kinder im Oktober 2020 um drei Prozent, im November waren es fünf Prozent weniger Babys und im Dezember wurden 8,1 Prozent weniger Geburten verzeichnet.
Im Januar dieses Jahres kamen vor allem in Spanien und Frankreich im Vergleichszeitraum weniger Kinder auf die Welt: In Spanien sank die Geburtenrate um 20 Prozent, in Frankreich um 13,5 Prozent.
Wirtschaftliche Unsicherheit beeinflusst Entscheidung
Rachel Snow, führende Populationsexpertin des UNFPA, erklärt sich den Rückgang der Geburten mit der oft existenziellen Unsicherheit infolge der Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen. "Die meisten Menschen würden in unsicheren Zeiten lieber weniger Kinder haben", so Snow. Viele stellten sich in solchen Zeiten stärker die Frage, ob sie "die Mittel haben", um sich für ein Kind zu entscheiden.
In einigen EU-Ländern wie Dänemark, Finnland, den Niederlanden und Norwegen gibt es laut der Studie aber keine großen Schwankungen bei den Geburtenzahlen. Konkrete Rückschlüsse auf mögliche Gründe für diese Unterscheide wollen die UN nicht ziehen, dafür seien die Faktoren zu zahlreich, die die Geburtenzahlen beeinflussen könnten.
Allerdings führte UN-Expertin Snow an, dass die Lage in skandinavischen Staaten generell meist stabiler sei, während Staaten wie Portugal, Spanien und Italien bereits vor der Pandemie eine rückläufige Geburtenrate verzeichnet hätten.
Geburten-Hoch im März in Deutschland
Für Deutschland weist die Studie keine expliziten Daten aus. Den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zufolge wurden im Februar und März dieses Jahres im Vergleich zu den beiden Monaten des Vorjahres bundesweit mehr Kinder geboren. Im Februar stieg die Geburtenrate demnach um sechs Prozent, im März sogar um zehn Prozent - so viele Babys waren zuletzt im März vor 20 Jahren auf die Welt gekommen.
Das Plus bei den Geburten führte die Behörde auf die Lockerungen nach der ersten Corona-Welle ab Mai 2020 zurück. Und auch in anderen EU-Staaten hätten sich die Geburtenraten laut Statistischem Bundesamt im Frühjahr wieder stabilisiert oder gar zugenommen. In Rumänien wurden im März 15 Prozent mehr Kinder geboren als im Vorjahresmonat. Dahinter folgen demnach Estland und Litauen mit jeweils 13 Prozent mehr Geburten sowie die Niederlande, Finnland und Ungarn mit einem Anstieg der Geburtenrate um je etwa zehn Prozent.
Auch in USA werden zu Jahresanfang weniger Babys geboren
Mit Blick auf die USA zeichnet sich laut UN ein ähnliches Bild wie in den untersuchten EU-Ländern. Zu Jahresbeginn verzeichneten einige Bundesstaaten ein deutliches Minus bei den Geburten: Im Bundesstaat Kalifornien wurden demnach im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat 10,5 Prozent weniger Babys geboren. In Florida gingen die Geburten um 7,2 Prozent zurück.
Steigende Geburtenzahlen in ärmeren Ländern
Ein gegenteiliger Trend zeige sich in wirtschaftlich schwächeren Ländern, heißt es in der UN-Studie weiter. Aufgrund eines oft schlechteren Zugangs zu Verhütungsmitteln und sexueller Aufklärung seien die Bewohner dieser Länder weniger gut in der Lage, die Anzahl der Geburten zu reduzieren, auch wenn sie wollten, so Snow. Beispiele seien Bangladesch oder Malawi. Hier nehme demnach auch die Zahl an Jugendlichen zu, die bereits schwanger würden. Eine ähnliche Entwicklung zeichne sich auch in Mexiko ab.