Coronavirus in China Wuhan schließt Flughafen und Bahnhöfe
In Wuhan trat das Coronavirus zuerst auf. Die Einwohner der Elf-Millionen-Metropole sollen nun möglichst daran gehindert werden, die Stadt zu verlassen. Die Behörden ordneten den Stopp von Flug- und Zugverbindungen an.
Die Behörden in China greifen wegen des Coroanavirus zu drastischen Maßnahmen. Chinesischen Medien zufolge werden ab Donnerstagmorgen wichtige Verkehrsverbindungen von und nach Wuhan gekappt. Dort war die Lungenerkrankung zunächst nachgewiesen worden.
Auf dem Flughafen von Wuhan sollen ab 10 Uhr keine Maschinen mehr starten, berichtete das staatliche Fernsehen, an den Fernbahnhöfen keine Züge mehr abfahren. Auch der Betrieb von Bussen und U-Bahnen soll eingestellt werden.
Die Bürger wurden gebeten, die Stadt nur unter besonderen Umständen zu verlassen. In Wuhan leben laut Schätzungen mehr als elf Millionen Menschen - etwa dreimal so viele wie in Berlin.
Ein Mann desinfiziert eine Halle an einem Bahnhof von Wuhan. Ab dem Morgen sollen die Bahnhöfe geschlossen werden.
Reisebeschränkungen vor dem Neujahrsfest
In China wird am kommenden Samstag das Neujahrsfest gefeiert. Hunderte Millionen Chinesen reisen dann in ihre Heimatorte, um das Fest zusammen mit ihrer Familie zu feiern. Damit wächst die Gefahr, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Durch die drastischen Maßnahmen wollen die Behörden dies offenbar soweit wie möglich verhindern.
Auch auf Sportveranstaltungen hat das Virus inzwischen Auswirkungen: Die vorgesehenen Olympia-Qualifikationen im Frauen-Fußball und Boxen in Wuhan wurden abgesagt. Der asiatische Fußballverband verlegte die Qualifikationsspiele nach Nanjing. Die Boxkämpfe sollen auf Februar verschoben werden.
Die Zahl der Toten durch die neue Lungenkrankheit in China stieg auf 17. Auch die Zahl der erfassten Infektionen ging deutlich nach oben.
Kein Fall aus Europa bekannt
Auch außerhalb Chinas wurden weitere Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. Betroffen sind jeweils Menschen, die zuvor in China waren. Aus Europa ist kein Fall bekannt.
Nach Einschätzung der Bundesregierung bedeutet die Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit nur ein sehr geringes Gesundheitsrisiko für die Menschen in Deutschland. Es gebe keinen Grund, in Alarmismus zu verfallen, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums.
Spahn sieht Europa gut gewappnet
"Wir sind wachsam", sagte Gesundheitsminister Jens Spahn gegenüber der ARD am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Falls das Virus in Europa auftauche, gebe es entsprechende Pläne. Wichtig sei, schnell herauszufinden wo sich der Infizierte angesteckt haben könnte und dann alle Betroffenen rasch zu informieren. "Dazu ist unser Gesundheitssystem in Europa inzwischen in der Lage."
Eine Erkrankung wie diese sei damit schnell unter Kontrolle zu kriegen, erklärte Spahn. Auch mit den Flughäfen Frankfurt, München, Hamburg und Düsseldorf gebe es eine enge Kooperation. Das bestätigte Lufthansavorstand Carsten Spohr: "Wir haben unsere Krisenpläne aus der Schublade geholt." Lufthansa arbeite eng mit den Behörden zusammen. Spohr lobte, dass die chinesischen Behörden diesmal sehr gut über die Lage informierten.
Wohl zunächst von illegal verkauften Wildtieren übertragen
Das neue Virus kann Husten, Fieber, Atembeschwerden, aber auch Lungenentzündungen auslösen. Es wurde Gesundheitsexperten zufolge zunächst von Wildtieren übertragen, die in Wuhan illegal verkauft wurden. Mittlerweile werde der Erreger aber auch von Mensch zu Mensch weitergeben. Gefährlich ist er vor allem für Menschen, die bereits wegen einer anderen Erkrankung geschwächt sind.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht bisher keinen Anlass, eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" auszurufen. Ein Expertenrat der WHO will morgen weiter beraten. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus lobte die Maßnahmen der chinesischen Behörden. Die Verkehrseinschränkungen in Wuhan würden auch die Gefahr verringern, dass sich das Virus außerhalb Chinas ausbreitet.