Chronologie der Rettung Endlich zurück ans Licht
Ihr nacktes Leben und etwas Thunfisch in Dosen - mehr bleibt den 33 Bergleuten nicht, als am 5. August die kleine Gold- und Kupfermine in der chilenischen Atacama-Wüste über ihnen einstürzt. In fast 700 Meter Tiefe sitzen sie fest. Erst am 22. August erfährt die Welt, dass sie noch leben. Die Rettungsaktion beginnt.
Es passiert am 5. August: Die kleine Gold- und Kupfermine San José am Rand von Copiapo in der chilenischen Atacama-Wüste stürzt ein. Von den 33 Bergleuten fehlt zunächst jedes Lebenszeichen. Eine sofort angelaufene Rettungsaktion verläuft erfolglos. Helfer müssen ihre Suche abbrechen, nachdem sie durch einen Steinschlag beinahe selbst verschüttet werden.
"Wir sind alle am Leben"
Die Hoffnung, die Bergleute zu finden und lebend zu retten, schwindet. Am 12. August erklärt das Bergbauministerium, die Wahrscheinlichkeit, die Kumpel noch lebend zu finden, sei "gering". Dann - am 22. August - geht die Sensationsmeldung um die Welt: Die Verschütteten werden knapp 700 Meter unter Tage lebend geortet. Mit einer Sonde schicken sie zwei kleine Briefe nach oben. "Hier sind 33 Personen. Wir sind alle am Leben", steht auf einem Zettel, den die Männer durch einen acht Zentimeter schmalen Schacht an die Oberfläche schicken. Über eine herabgelassene Minikamera können Angehörige die Verschütteten sehen. Eine Kamera zeigt erste Bilder der Kumpel. Einen Tag später wird erstmals Verpflegung heruntergelassen.
Das Bild geht um die Welt: die 33 verschütteten Bergleute unter Tage.
Rettung zu Weihnachten?
Rückschlag für die Kumpel: Am 23. August erfahren sie, dass ihre Rettung sich womöglich bis Weihnachten hinziehen könnte. Sie können aber erstmals mit ihren Familien sprechen. Zudem erhalten die Kumpel ihre erste warme Mahlzeit seit dem Unglück: Buletten mit Reis. Zum Nachtisch gibt es Kiwis. Zuvor hatten sie belegte Brote, Joghurt, Wasser und Spezialnahrung erhalten.
Tipps von der NASA
Vier Wochen nach dem Einsturz eilt auch die NASA den Verschütteten zu Hilfe. Vier Fachleute der US-Weltraumbehörde geben den chilenischen Behördenvertretern wertvolle Ratschläge für den Umgang mit den Eingeschlossenen. Besonders wichtig sei es, die Zuversicht der 33 Männer aufrechtzuerhalten, sagte der NASA-Gesundheitsexperte Michael Duncan. "Diese Bergleute haben eine enorme Stärke bewiesen, indem sie so lange ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt überlebten." Nun gelte es zu vermeiden, dass sich bei den Verschütteten Hoffnungslosigkeit einstelle.
Am 31. August beginnt die mehrfach verschobene Bohrung eines Rettungsschachts mit dem deutschen Spezialbohrer Strata 950 b. Wenig später startet eine zweite und schnellere Rettungsbohrung.
Wenige Stunden bevor die Rettungsaktion beginnen soll, haben Arbeiter eine Plattform am Ausgang des Rettungsschachts installiert.
Fußball!
Willkommene Ablenkung: Am 8. September sehen die Kumpel eine Live-Übertragung des Fußball-Länderspiels Chile-Ukraine. Zugleich hören sie Geräusche der inzwischen bis auf 120 Meter vorgestoßenen Bohrer.
Am 11. September müssen Bergleute, Angehörige und Helfer erneut einen Rückschlag verkraften: Metalldiebe stehlen wichtiges Bohrgerät. Zudem werden die Bohrungen wegen technischer Probleme immer wieder unterbrochen. Die Bergleute reagieren mit Protest auf fehlende Bohrgeräusche.
Esperanza wird geboren!
Drei Tage später eine freudige Nachricht: Einer der Eingeschlossenen wird Vater. Seine Tochter bekommt den Namen Esperanza (Hoffnung). Für Hoffnung sorgt zudem eine weitere Nachricht: Experten vermuten, dass die Kumpel vielleicht Anfang November - sechs Wochen früher als anfangs geplant - befreit werden. Die Arbeiten am Rettungsschacht kommen gut voran. Die erste Vorbohrung erreicht schneller als erhofft in etwa 620 Meter Tiefe einen Werkstattraum, zu dem auch die Kumpel Zugang haben.
Der kleine Sohn Avalos hat seine Sicht der Rettung des Vaters in einer Zeichnung festgehalten.
Parallel zu den Rettungsbohrungen bereiten sich die Verschütteten auf ihre Befreiung vor. Mit Muskelübungen sollen sie sich auf die Fahrt in einer engen Rettungskapsel fit machen.
Rettungsbohrung erreicht Werkstoffraum
Anfang Oktober ist klar: Die Kumpel können wohl schon in der zweiten Oktoberhälfte gerettet werden. Am 9. Oktober erreicht eine Rettungsbohrung den Werkstattraum in der Tiefe. Die Bergung steht jetzt kurz bevor. Der von dem Schramm-Bohrer gefräste Schacht ist allerdings nicht immer ganz senkrecht. Das dürfte das Hochziehen der Kapsel erschweren.
Erste Kumpel sind oben
Am 13. Oktober ist es soweit: Die Rettungskapsel "Phönix" mit dem ersten Kumpel, Florencio Ávalos, erreicht die Erdoberfläche. Bravo- und Jubelrufe der Angehörigen sowie Kameras aus aller Welt begleiten die spektakuläre Aktion. Nach und nach werden weitere Kumpel aus der Tiefe gezogen. Die Rettung ist ein Medienereignis: 2000 Journalisten aus aller Welt wohnen dem Spektakel im Bergwerk in der Atacama-Wüste bei.