Rettungsbohrer erreicht verschüttete Kumpel Freudentänze nach 33 Tagen Bohrarbeiten
An der Mine San José in Chile ist 33 Tage nach Beginn der Bohrarbeiten der rettende Weg für die verschütteten Kumpel frei. Der Bohrer T-130 erreichte einen Werkraum in 624 Metern Tiefe. Die Angehörigen reagierten mit Freudentänzen. Bevor die Männer nach oben gebracht werden können, muss der Schacht geprüft werden.
Von Gottfried Stein, ARD-Hörfunkstudio Südamerika
Es war kurz vor acht Uhr morgens in der Atacama-Wüste, als die Sirene und damit das ersehnte Signal ertönte. Der Bohrer T-130 hat den Durchbruch geschafft und die Decke zu dem in 624 Metern Tiefe gelegenen Werkraum erreicht, aus dem die Bergleute herausgeholt werden sollen.
Die Angehörigen waren außer sich vor Freude, reagierten mit Freudentänzen, umarmten sich, lachten, weinten zugleich: "Wir haben so auf diesen Moment gewartet, ich bin sehr bewegt, ein Gefühl, dass mein Bruder und seine ganzen Kameraden wieder bei uns sein werden. Was ihnen passiert ist, ist so stark, es gibt keine Worte dafür. Ich will meinem Bruder sagen, dass ich ihn sehr liebe, und wir bleiben hier bis er rauskommt."
Minenminister erklärt weiteres Vorgehen
Auch die Rettungsleute jubelten und umarmten sich. Sie rechnen damit, dass die Bergleute frühestens in einigen Tagen ans Tageslicht geholt werden können, eventuell kann es auch bis zu eine Woche länger dauern. Minenminister Lawrence Golborne, der die ganze Zeit über im Rettungscamp campiert hat und inzwischen der Star der chilenischen Politik ist, erklärte das weitere Vorgehen: "Wir haben einen wichtigen Schritt im gesamten Rettungsprozess gemacht. Jetzt werden wir weitermachen: Stützen einbauen, das braucht ungefähr sechs Stunden. Wir werden Kameras einführen und den Schacht vorsichtig überprüfen. Das wird einige Stunden mehr brauchen. Und dann werden wir die nächsten Schritte genau festlegen."
Zwei kleine Abweichungen bergen besondere Gefahr
Der Schacht muss intensiv untersucht und die Frage geklärt werden, ob die Schachtwände für den Transport der Kumpel verstärkt werden müssen. Der Spezialbohrer, der als erster von drei parallel arbeitenden Rettungsgeräten den Durchbruch schaffte, ist zwar der Schnellste, musste aber zwei kleine Abweichungen um elf Grad zurücklegen. Diese Stellen gelten als besonders gefährlich. Nach Angaben eines Experten könnte schon ein herunterfallender Stein die Rettungskapsel blockieren.
"Ich bitte noch einmal Ruhe zu bewahren", appellierte Minister Golborne: "Den Familien und den Bergleuten ist klar, dass die weiteren Schritte Zeit brauchen. Bisher haben wir noch keinen gerettet. Aber wir arbeiten weiter, immer unter dem Gesichtspunkt, jegliche Situation zu vermeiden, die weitere Komplikationen bringen könnte."
33 Tage Bohrarbeiten - 66 Tage an der Unglücksmine
Golborne erwähnte außerdem, dass der Bohrer den Werkraum mit den 33 Mineros genau am dreiunddreißigsten Tag nach Bohrbeginn erreicht habe. Die Angehörigen harren seit mittlerweile 66 Tagen auf dem Gelände der Unglücksmine San Jose in der Nähe der Stadt Copiapo aus und werden bis zum Schluss Geduld behalten: "Wir sind glücklich und zufrieden", sagte die Frau eines Verschütteten. "Wir haben voller Angst gewartet, dass beim Durchbruch nichts einstürzt. Jetzt ist die Tür auf, aber wir warten noch ein paar Tage mehr, bis sie rauskommen, weil es für sie sicherer ist. Wir haben 66 Tage gewartet, da können wir auch eine Woche mehr warten."