Brexit-Verhandlungen Ring frei zu Runde 6
Heute beginnt die nächste Runde der Brexit-Verhandlungen. Deren Gelingen hängt vor allem vom guten Willen Londons ab. Zuletzt hatten britische Medien gemeldet, dass Premierministerin May beim wichtigsten Knackpunkt der Finanzen eingelenkt habe.
Alles scheint möglich in der mittlerweile sechsten Verhandlungsrunde, die heute beginnt und die der Form nach nur ein "Ründchen" ist. Zwei Tage statt wie bisher eine knappe Woche haben die Brexit-Unterhändler für ihr Arbeitstreffen angesetzt. Ebenfalls anders als sonst ist, dass die beiden Chefunterhändler der EU und Großbritanniens, Michel Barnier und David Davis, erst morgen zur abschließenden Pressekonferenz in Erscheinung treten wollen.
Ob sie dann den lang ersehnten Durchbruch verkünden können oder der Brexit-Poker weitergeht, hängt aus Sicht von Insidern vor allem vom guten Willen Londons ab. Noch vor wenigen Tagen hatten britische Medien gemeldet, Premierministerin Theresa May habe beim wichtigsten Knackpunkt Finanzen eingelenkt und der EU signalisiert, dass man eine Austrittsrechnung von über 60 Milliarden Euro akzeptieren werde.
Diese Summe läge zwar am unteren Ende der Brüsseler Wunschskala, würde den übrigen 27 Regierungschefs der EU aber wohl genügen, um beim nächsten Gipfel in fünf Wochen endlich Phase zwei der Gespräche - über ein Handelsabkommen mit den Briten - einzuläuten.
Der britische Brexit-Minister David Davis (links) und der EU-Chefunterhändler Michel Barnier
Kleines Zugeständnis der EU
Zuletzt überwogen jedoch die Hinweise, dass Brexit-Minister Davis doch kein neues Angebot im Aktenkoffer hat, sondern lieber weiter auf Zeit spielt. In Brüsseler Diplomaten- und Parlamentskreisen heißt es, wenn bis Dezember nichts Konkreteres zu den Themen finanzielle Verpflichtungen und Bürgerrechte vorliege, würden die Verhandlungen in eine Krise stürzen.
Als kleines Zugeständnis und um den Druck etwas zu reduzieren, haben die EU-Botschafter intern schon einmal begonnen, über die künftigen Beziehungen zu London und eine wahrscheinlich nötige Übergangsregelung für März 2019 zu diskutieren. So will man sicherstellen, dass es mit den Brexit-Gesprächen zügig weitergeht, sollten Barnier und die Regierungschefs kommenden Monat grünes Licht geben.