Zehntausende demonstrieren gegen Brexit "Wir lieben Dich, EU!"
Die Londoner hatten mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt - und nun machten rund 40.000 in der Hauptstadt ihrem Ärger über den angestrebten EU-Austritt Luft. Dass sie gehört werden, ist allerdings fraglich. Immerhin äußerte sich die Queen - und rief alle zu Besonnenheit auf.
Auf ihren Schildern steht: "Wir lieben Dich, EU", "100 Prozent Europäer" und "Gemeinsam sind wir stark - und ihrem Unmut machen die Pro-Europa-Demonstranten in London lauthals Luft. "Lügner" ist noch eine der freundlicheren Beschimpfungen, mit der die Anführer der Brexit-Kampagne, Michael Gove, Boris Johnson und Nigel Farage bedacht werden. Rund 40.000 Menschen marschierten nach Schätzungen der BBC durch London und forderten vom britischen Parlament, das Votum des EU-Referendums aus der vergangenen Woche aufzuheben und neu abzustimmen.
Dass sie gehört werden, scheint derzeit eher unwahrscheinlich: Führende Politiker aller Parteien erklärtem nach dem "No" der Briten zur EU, es gebe jetzt kein zurück mehr. Eine Online-Petition wurde zwar millionenfach unterzeichnet - allerdings gibt es erhebliche Zweifel an der Gültigkeit der Unterschriften. Und die Londoner hatten ohnehin mehrheitlich gegen den Brexit und für einen Verbleib in der EU gestimmt. Ganz anders sieht dies außerhalb der Hauptstadt aus.
Völlig unklar ist, wie es nach dem Votum weitergeht und welche Konsequenzen das "Nein" zur EU haben wird. Klar ist dagegen: Großbritannien ist tief gespalten. So tief, dass sich sogar die Queen - die sich sonst hütet, politisch Partei zu ergreifen - äußerte: Bei der Eröffnung des schottischen Nationalparlaments in Edinburgh betonte die Monarchin, man müsse nun "ruhig und gefasst zu bleiben". Gerade in Zeiten schneller Entwicklungen brauche es "genügend Raum für ruhiges Denken und Überlegen". In Edinburgh dürfte man das mit einiger Skepsis aufgenommen haben. Denn die Schotten haben bereits deutlich gemacht, dass sie es sich durchaus vorstellen können, das Vereinigte Königreich zu verlassen - wenn sie denn dafür in der EU bleiben können.