Ergebnis des Referendums Brexit- und nun?
Nach der Entscheidung für einen EU-Austritt steht Premierminister Cameron vor einer ungewissen Zukunft. Die Folgen für Großbritannien sind ebenfalls schwer abzuschätzen. Das Vereinigte Königreich bröckelt.
Nach mehr als 40 Jahren wollen die Briten als erstes Land überhaupt die Europäische Union verlassen. Eine Mehrheit von rund 52 Prozent der Stimmen sprach sich für den Brexit aus. Insgesamt votierten 17.410.742 Wähler beim EU-Referendum für den Brexit, 16.141.241 fürs Drinbleiben, wie die Vorsitzende der Wahlkommission, Jenny Watson, in Manchester bekannt gab.
In vielen Wahlkreisen und Regionen schnitten die Befürworter eines EU-Ausstiegs stärker ab, als die Meinungsforscher vorhergesagt hatten. Birmingham etwa, die zweitgrößte britische Stadt, stimmte knapp für den Brexit. Und auch in anderen Teilen Nord-Englands, traditionell eine Hochburg der pro-europäischen Labour-Partei, ließen sich deren Wähler offenbar von der Aussicht auf einen Brexit locken.
Die Befürworter eines EU-Austritts jubeln ...
Schwere Niederlage für Cameron
Die Europäische Gemeinschaft mit bisher 28 Staaten wird damit in die schwerste Krise ihrer Geschichte gestürzt. Die politischen und wirtschaftlichen Folgen für Großbritannien könnten aber weitaus schwerwiegender sein.
Das Votum der Briten ist auch eine persönliche Niederlage für Premierminister David Cameron. Der konservative Regierungschef hatte das Referendum im Januar 2013 unter dem Druck des europaskeptischen Flügels seiner konservativen Partei angesetzt, sich selbst aber in der Kampagne vehement für den EU-Verbleib ausgesprochen. Ein sofortiger Rücktritt gilt aber als eher unwahrscheinlich. "Er wird Premierminister bleiben und die Anweisungen des britischen Volkes ausführen", sagte der britische Außenminister Philipp Hammond dem Fernsehsender Sky News.
Brexit-Befürworter wie Ukip-Chef Nigel Farage feierten ihren Sieg und forderten bereits den Rücktritt Camerons. "Wir brauchen nun eine Brexit-Regierung", sagte er. "Wir haben eine scheiternde politische Union zurückgelassen." Die EU liege im Sterben.
Das Königreich bröckelt
Auch das Vereinigte Königreich steht vor einer ungewissen Zukunft. Schottland will beim Brexit keinen gesamtbritischen Weg, ein neues Unabhängigkeitsreferendum wird erwogen. Der BBC sagte die schottische Premierministerin Nicola Sturgeon: "Schottland hat klar und entschieden für den EU-Verbleib gestimmt, mit 62 zu 38 Prozent." Schottland gehört mit Wales, Nordirland und England zum Vereinigten Königreich und ist traditionell proeuropäisch. Auch in Nordirland wurden Rufe nach einer Abspaltung von Großbritannien und den Verbleib in der EU stark.