Testserie an Nord- und Ostse ADAC warnt vor Keimen an deutschen Stränden
Krankheitskeime am Badestrand: Laut ADAC wiesen ein Viertel der im vergangenen Jahr erfolgten Messungen im Uferbereich an Nord- und Ostseestränden deutlich erhöhte Keimzahlen auf. Fast die Hälfte der Messungen ergab aber gute Werte. In schlecht bewerteten Gemeinden sorgte die Studie für heftige Kritik.
An etlichen Badestränden von Nord- und Ostsee haben Tester des ADAC im vergangenen Sommer eine bedenkliche Belastung des Wassers mit Krankheitskeimen gemessen. Das Ergebnis der Untersuchung sei besorgniserregend, sagte der ADAC-Vizepräsident für den Bereich Technik, Thomas Burkhardt, bei der Vorstellung der Studienergebnisse. Bei fast einem Viertel der 72 Messstellen an 22 untersuchten Badestellen seien deutlich erhöhte Keimzahlen festgestellt worden.
Studie aus dem vergangenen Sommer
Bei seinen Tests nahm der ADAC während der Sommersaison 2009 dreimal Proben im Uferbereich von 22 Stränden, etwa an Bade- oder Spielstellen für Kinder. Gemessen wurde demnach vor allem in Spiel- und Flachwasserbereichen. Von den 72 Messpunkten bewertete der ADAC vier als mangelhaft und 13 als bedenklich. Die Qualität an 17 Messpunkten bewertete er als sehr gut, die von 21 als gut und die von 17 als ausreichend.
Testverlierer der ADAC-Studie war eine Bachmündung westlich der Ostseeklinik in Kühlungsborn in Mecklenburg-Vorpommern, dicht gefolgt von einer Bachmündung am Strand nahe Altenhof bei Eckernförde an der Ostsee (Schleswig-Holstein) sowie Messpunkten am Ufer der Nordsee bei Krummhörn-Upleward (Niedersachsen).
Heftige Kritik an ADAC-Studie
Die Stadtverwaltung von Kühlungsborn wies die Studie des ADAC mit deutlichen Worten zurück. Der ADAC habe nicht das Ostseewasser, "sondern 'verdächtige' Rinnsale und Pfützen am Strand" getestet, heißt es auf der Webseite der Stadt. Der Automobilclub habe mit Daten aus dem vergangenen Jahr die Öffentlichkeit bewusst in die Irre führen wollen. Die Qualität des Badewassers werde alle 14 Tage von den Gesundheitsämtern geprüft. Die hervorragende Qualität des Badewassers sei durch eine jahrelange Verleihung der "blauen Umweltflagge" für das Ostseebad Kühlungsborn dokumentiert.
ADAC weist Vorwürfe zurück
Nicolas Adunka, Testleiter beim ADAC, wies gegenüber tagesschau.de die Vorwürfe zurück. Der Automobilclub habe bei seinen Tests einen eigenen Ansatz gewählt und die Gemeinde auch zeitnah bereits während der Badesaison über Grenzwertüberschreitungen informiert. Diese habe auch zwischenzeitlich reagiert, indem sie ein Schild aufstellte, das den Abschnitt als "unbewirtschafteten Badestrand" bezeichnete - ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings müssten noch weitere folgen.
Hygienische Belastungsquellen am Badestrand
Laut ADAC wurden über den gesamten Untersuchungszeitraum lediglich je drei Messstellen am Nordseestrand von Westerland auf Sylt und am Ufer des Ostseeheilbads Graal-Müritz in Mecklenburg-Vorpommern als sehr gut bewertet. An allen anderen Punkten seien zumindest punktuell leicht erhöhte Keimkonzentrationen festgestellt worden.
Demnach gebe es an vielen Nord- und Ostseestränden hygienische Belastungsquellen. Im Extremfall könnten Hautausschläge, Magen-Darm-Erkrankungen und Entzündungen die Folge sein. Der ADAC betonte: Die Messergebnisse bezögen sich nur auf die gemessenen Stellen. Sie könnten nicht für ganze Orte oder gar Küstenabschnitte verallgemeinert werden.
Behörden sollen Strände besser reinigen
Badegäste sind gegen Keimbelastungen machtlos. Deswegen appellierte der ADAC an die Kommunen, anfällige Strandabschnitte zu reinigen und regelmäßig zu kontrollieren. "Besonders an beliebten Badebereichen müssen die zuständigen Behörden für Sauberkeit und Hygiene sorgen", erklärte Burkhardt. Oft helfe schon das Beseitigen von Algenansammlungen am Strand und im flachen Wasser, um die Situation zu verbessern.
EU vergibt "sehr gut" für deutsche Badegewässer
Erst Anfang Juni hatte die Europäische Union den deutschen Badegewässern ein besonders gutes Zeugnis ausgestellt: Demnach seien Deutschlands Küsten, Seen und Flüsse so sauber wie seit 20 Jahren nicht mehr. 99,5 Prozent der Küstenstrände und 98,4 Prozent der Flüsse und Seen in Deutschland sind demnach ausreichend sauber, um dort zu baden, meldeten die Europäische Kommission und die Europäische Umweltagentur. Ähnlich positive Werte ergab die Studie auch für Badestellen in anderen europäischen Ländern.
Der ADAC versteht seine Studie als Ergänzung: Der Test habe andere Messmethoden zu Grunde gelegt. Während die Messungen für den EU-Bericht ab einem Meter Wassertiefe durchgeführt worden seien, habe der ADAC bewusst an Problemstellen in Spiel- und Badebereichen seine Proben entnommen.