Gipfel in Usbekistan Russland festigt seinen "Freundeskreis"
Erstmals seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine wollen die Präsidenten Russlands und Chinas, Putin und Xi, heute zusammentreffen. Beide nehmen am Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit teil, der gerade für Moskau eine große Chance bietet.
In den Medien des Gastgeberlandes Usbekistan ist schon jetzt von "bahnbrechenden Initiativen und Vorschlägen" die Rede, die der usbekische Präsident, Shavkat Mirziyoyev, vorlegen werde.
Er selbst zeigte sich in einer vorab veröffentlichten Erklärung zuversichtlich, dass die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit bei dem Gipfeltreffen in Samarkand "die Geburt einer neuen Etappe" erleben werde. Und auch der russische Asien-Experte Kirill Babajew spricht perspektivisch von nicht weniger als der "Bildung einer neuen Weltordnung im eurasischen Raum".
Wenn hier ein Modell dieser Weltordnung entsteht, wohl erst zwischen Russland und China, den Ländern Zentralasiens und den Mitgliedern aus Südasien, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass dieses Modell einer gleichberechtigten Zusammenarbeit in der Wirtschaft, im Sicherheits- und im humanitären Bereich später auch auf andere Kontinente ausgedehnt werden kann.
Organisation soll erweitert werden
Zunächst aber soll die vor 21 Jahren gegründete Organisation, die sich damit rühmt, durch ihre acht Mitgliedstaaten mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung zu vertreten, selbst erweitert werden. So soll der Iran, der zuvor den Beobachterstatus inne hatte, ein Abkommen über eine vollwertige Mitgliedschaft unterzeichnen. Ägypten, Katar und Saudi-Arabien sollen Dialogpartner werden. Auch mit Bahrain und den Malediven werde über eine engere Zusammenarbeit verhandelt.
Für Gründungsmitglied Russland ist der Gipfel in Samarkand aber vor allem auch eine Möglichkeit bereits bestehende Partnerschaften zu vertiefen - allen voran mit China. Das erwartete persönliche Treffen Wladimir Putins mit Staatschef Xi Jinping wäre das erste seit Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine.
"Druck des Westens hat Annäherung an China wesentlich geholfen"
"China ist jetzt unser guter Freund, ein strategischer Partner", erklärt der Moskauer Sinologe Alexander Lukin.
Unsere westlichen Partner, man könnte sie nun auch Widersacher nennen, üben erheblichen Druck aus - sowohl auf Russland als auch auf China. Und wir danken ihnen herzlich dafür - weil dies Russlands Annäherung an China wesentlich geholfen hat.
Putin wird in den kommenden beiden Tagen aber nicht nur zeigen können, dass er international alles andere als isoliert ist. Am Rande des Gipfels soll auch der Wille Moskaus demonstriert werden, an Lösungen für Probleme zu arbeiten, die mit den Kämpfen in der Ukraine verbunden sind.
Bereits in der vergangenen Woche kündigte der Kreml deswegen auch bilaterale Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Erdogan an. Dieser hatte bei der Einigung über den Getreideexport aus den Schwarzmeerhäfen der Ukraine vermittelt. Kremlsprecher Peskow sagt:
Wir sehen, dass die Vereinbarungen von Istanbul zum Getreide umgesetzt werden. Wir sehen aber, dass diese Umsetzung den armen Ländern keinen Nutzen bringt. Das muss unbedingt besprochen werden.
14 Staats- und Regierungschefs treffen zusammen
Insgesamt werden 14 Staats- und Regierungschefs und zahlreiche Vertreter internationaler Organisationen bei dem Gipfel im usbekischen Samarkand zusammenkommen. Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan hatte seine Teilnahme gestern kurzfristig abgesagt - mit Verweis auf die weiterhin angespannte Situation im Grenzgebiet zu Aserbaidschan. In der Nacht zum Dienstag waren dort schwere Gefechte ausgebrochen.