Tourismus in Thailand Hoffnung auf die Rückkehr der Chinesen
Vor der Pandemie kam jeder vierte ausländische Tourist in Thailand aus China. Nach dem Ende der dortigen Null-Covid-Politik hofft man auf einen Wiederaufschwung. Tests oder Impfnachweise verlangt es nicht mehr.
Die Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne üben noch einmal die letzten Schritte. Sie seien schon lange nicht mehr vor großem Publikum aufgetreten, sagt die Managerin Mirinn Promnok. "Früher waren 90 Prozent unserer Kunden Chinesen", erzählt sie. "Wir bereiten uns gerade darauf vor, dass sie zurückkommen." Sie habe zwei Shows, in denen es um chinesische Lieder gehe. "Und wir planen, einen weiteren Dolmetscher für Chinesisch einzustellen."
Diese Woche sind die ersten Flugzeuge mit chinesischen Touristen in Thailand gelandet. Die 39-jährige Wang Zhenyin saß im ersten Flieger. "Vor Covid waren wir jedes Jahr hier", sagt sie. "Dieses Mal habe ich meine ganze Familie mitgebracht."
Vor der Covid-Pandemie kam jeder vierte ausländische Tourist aus China. Als die Regierung verkündete, dass chinesische Touristen einen Impfnachweis vorlegen müssten, war der Protest in der Branche groß. Schnell ruderte die Regierung zurück. Chinesische Touristen müssen nun - wie alle anderen Urlauber - weder einen Impfnachweis noch einen negativen Corona-Test vorlegen.
"Nicht in Panik verfallen"
Die Impfquote und Immunität im Land sei hoch genug, erklärte der Gesundheitsminister von Thailand - der Nachweis der Impfung nur umständlich und unpraktisch. "Die Covid-Situation sollte auf einem Niveau sein, das wir kontrollieren können. Wir sollten uns nicht zu sehr aufregen oder in Panik verfallen", so der Politiker. "Dies ist eine Gelegenheit, uns wirtschaftlich schneller zu erholen - von den Verlusten der letzten drei Jahre." Der Tourismus sei eine sehr wichtige Einnahmequelle für das Land.
Gleichzeitig empfahl der Gesundheitsminister allen Bürgerinnen und Bürgern, sich bald ein viertes Mal impfen zu lassen, um das Risiko für schwere Verläufe zu minimieren.
Hoffnung und Sorge
Dokchan Gobhuea steht mit einem Werbeschild vor ihrem Massagesalon in Bangkok. Die 55-Jährige freut sich auf die vielen Touristen aus China, aber sie habe auch Angst, sagt sie der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich mache mir Sorgen, dass sie Covid mitbringen. Aber ich mache mir auch Sorgen zu verhungern. Daher will ich, dass die Besucher aus China kommen. Ich brauche Kunden."
So sieht es auch Chantharakorn, die ein Restaurant in Bangkok besitzt. "Manche Tage sind sehr ruhig", sagt sie. "Es kommen zwar immer noch Ausländer, aber seit der Pandemie suchen viele sich günstigere Orte. Ich verstehe, dass sie nicht mehr so oft in unsere Bar kommen können, weil sie sich ihr Erspartes aufteilen müssen."
"Einnahmen decken gerade so Ausgaben"
Ihre Gäste würden derzeit eher die kleine statt die große Flasche vom Menü wählen - und häufig bei einer bleiben. "Wir kommen so durch. Aber unser Geschäft ... - wir machen keinen Gewinn im Moment. Unsere Einnahmen decken gerade so unsere Ausgaben."
Viele Läden in der Nachbarschaft hätten bereits dichtgemacht. Kleine und mittlere Unternehmen hätten es schwieriger als die großen Ketten, sagt der Präsident des thailändischen Tourismusverbands. "Uns fehlen Mitarbeiter im Gastgewerbe." Die großen Hotels hätten jene Mitarbeiter angestellt, die sonst in den kleinen Hotels gearbeitet hätten. "Das ist ein Problem, von dem mir viele Hotelbesitzer berichten."
Keine Rückkehr zum Massentourismus
Thailand habe sich während der Covid-Pandemie zudem umorientiert. Das Land wolle nicht zurück zum Massentourismus, der knapp ein Fünftel der Wirtschaftsleistung des Landes ausgemacht hat. Stattdessen wolle es in Zukunft verstärkt auf Klasse statt Masse setzen - auf nachhaltigeren Tourismus.
Ab Juni plant Thailand daher, eine Touristengebühr zu erheben. Knapp neun Euro pro Person, fällig bei der Einreise. Das Geld soll unter anderem genutzt werden, um touristische Ziele oder die Sicherheit für Touristen zu verbessern. In Thailand komme es überdurchschnittlich oft zu Unfällen, in die Urlauber involviert seien. Bisher ist die Abgabe allerdings noch nicht durchs Kabinett.
Die Managerin des Tanztheaters denkt nicht, dass die Gebühr die Touristen abschrecken werde. Sie freut sich, dass sich das Land erholt - und die Touristen zurückkommen.