Nach Wochen ohne Spur Nawalny in Straflager in Polarregion verlegt
Wochenlang war nicht bekannt, wo sich der inhaftierte Kremlkritiker Nawalny befindet. Nun teilte seine Sprecherin mit, dass er in eine Strafkolonie in Sibirien verlegt wurde. Es gehe dem 47-Jährigen den Umständen entsprechend gut.
Rund drei Wochen lang galt Alexej Nawalny als verschwunden - das Team des Oppositionspolitikers hatte eigenen Angaben zufolge keine Kenntnis über den inhaftierten Kremlkritiker. Nun teilte seine Sprecherin Kira Jarmysch über den Nachrichtendienst X mit, dass Nawalny in eine Strafkolonie in den arktischen Norden Russlands verlegt worden sei.
Die Strafkolonie Nummer drei liegt demnach im Ort Charp im autonomen Kreis der Jamal-Nenzen - rund 2.000 Kilometer von Moskau entfernt. Bei den Nenzen handelt es sich um ein indigenes Volk, das vor allem auf der Halbinsel Jamal lebt. Es gehe Nawalny den Umständen entsprechend gut, schrieb Jarmysch weiter. Sein Anwalt habe ihn besucht.
Team stellte für Hinweise Belohnung in Aussicht
Bevor der neue Aufenthaltsort Nawalnys bekannt wurde, hatten seine Anwälte vor gut drei Wochen zuletzt Kontakt zu dem 47-Jährigen gehabt. Damals war er in einem Straflager im Gebiet Wladimir östlich von Moskau untergebracht. Dann wurde er verlegt, ohne dass russische Behörden bekannt gaben, wohin.
Nawalnys Team hatte vor wenigen Tagen sogar eine Belohnung für Hinweise auf Nawalnys neuen Aufenthaltsort ausgeschrieben.
Präsidentschaftswahl als politischen Hintergrund?
Nawalnys Anwalt Schdanow warnte, die auch unter dem Namen "Polarwolf" bekannte Strafkolonie Nummer drei sei eines der nördlichsten und am entlegensten Straflager überhaupt. Die Region sei schwer zu erreichen, dort herrsche Dauerfrost. Zudem würden keine Briefe in das Straflager zugestellt.
Schdanow erneuerte den Vorwurf, die russische Regierung versuche Nawalny vor der im März anstehenden Präsidentschaftswahl zu isolieren. Daher sei der Aufenthaltsort des Oppositionspolitikers geheim gehalten worden. Bei der Wahl tritt Russlands Präsident Wladimir Putin für eine fünfte Amtszeit an.
Im August war Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt worden, zusätzlich zu den elfeinhalb Jahren, die er gerade absitzt. Nawalny wurde unter anderem wegen Extremismus verurteilt. Seine politische Bewegung wurde verboten, enge Mitarbeiter wurden inhaftiert oder flohen ins Ausland. Nawalny weist alle Vorwürfe als politisch motiviert zurück: Sie zielten darauf ab, seine Kritik an Putin zum Schweigen zu bringen. Nawalny ist die bekannteste Figur in der zersplitterten Opposition Russlands.